Deutsche Übersetzung des Abstracts:

Kreditkarten werden oft für die übermäßigen Ausgaben der Verbraucher und die wachsende Verschuldung der Haushalte verantwortlich gemacht. In der Tat haben Laborstudien zum Kaufverhalten gezeigt, dass Kreditkarten die Ausgaben in einer Weise erleichtern können, die aus rein finanziellen Gründen nur schwer zu rechtfertigen ist. Die psychologischen Mechanismen, die hinter diesem Effekt der Ausgabenerleichterung stehen, sind jedoch nach wie vor nur vermutet worden. Eine führende Hypothese ist, dass Kreditkarten den Schmerz des Bezahlens verringern und so die “Bremsen” lösen, die die Ausgaben in Schach halten. Alternativ dazu könnten Kreditkarten einen “Tritt aufs Gaspedal” darstellen, der die Motivation zum Ausgeben erhöht. Hier präsentieren wir die ersten Belege für Unterschiede in der Gehirnaktivierung bei realen Kredit- und Barkaufmöglichkeiten. In einer fMRI-Einkaufsaufgabe kauften die Teilnehmer auf ihre Interessen zugeschnittene Artikel, entweder mit einer persönlichen Kreditkarte oder mit ihrem eigenen Bargeld. Kreditkartenkäufe waren mit einer starken Aktivierung im Striatum verbunden, die mit dem Einsetzen des Kreditkartenhinweises zusammenfiel und nicht mit dem Produktpreis zusammenhing. Im Gegensatz dazu sagte die Aktivierung des Belohnungsnetzwerks Bargeldkäufe nur schwach voraus, und das auch nur bei relativ billigen Produkten. Das Vorhandensein von Unterschieden in der Aktivierung des Belohnungsnetzwerks unterstreicht die potenziellen neuronalen Auswirkungen neuartiger Zahlungsinstrumente bei der Stimulierung von Ausgaben - diese grundlegenden Belohnungsmechanismen könnten von neuen Zahlungsmethoden beim Übergang zu einer rein bargeldlosen Gesellschaft ausgenutzt werden.

  • rumschlumpel@feddit.org
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    10 hours ago

    Die Studie bezieht sich auf die USA, wo bargeldloses Bezahlen doch ziemlich anders funktioniert als hierzulande. In Deutschland dürften Kreditkartenbesitzer ohnehin wohlhabender sein als diejenigen die nur mit Bargeld oder Girocard bezahlen (weil Kreditkarten hier eben nicht die Standardbezahlmethode sind), daher wäre eher die umgekehrte Kausalität gegeben - Wohlhabende haben eher eine Kreditkarte, und geben allgemein mehr Geld aus weil sie halt mehr Geld haben.

    Also insofern: Was hat diese Studie mit DACH zu sein?

  • rbn@sopuli.xyz
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    2 days ago

    Gerade in Restaurants kann ich mir das kaum vorstellen, da ich da ja erst ganz am Ende zahle und auch erst ganz am Ende entscheide, ob ich bar oder mit Karte zahlen will/kann. Ausnahme wäre vielleicht wenn am Eingang ein großes Schild “nur Barzahlung” hängt und ich weiß, dass ich nur noch x€ dabei habe. Dann muss ich natürlich stärker darauf achten, diesen Betrag nicht zu überschreiten…

    Ich hätte vom Gefühl eher die umgekehrte Kausalität erwartet. Also statt “wenn ich im Restaurant mit Karte zahle, lasse ich mehr Geld dort” eher “wenn ich mehr Geld im Restaurant lasse, zahle ich mit Karte”, weil ich entweder nicht genug Geld dabei habe oder nicht alles aus der Hand geben und direkt wieder zum Geldautomat rennen möchte.

    • Hannes@feddit.org
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      2 days ago

      Also ich habe meistens nicht sonderlich viel Bargeld dabei und wenn ich sehe dass man doch nicht mit Karte zahlen kann gibt’s meistens keinen Nachtisch oder ne zweite Runde Getränke mehr um am Ende nicht vor dem Risiko zu stehen nochmal zum Automaten zu müssen - wenn ich aber mit Karte zahlen kann mache ich mir da gar keine Gedanken drüber

  • 0x815@feddit.org
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    2 days ago

    Ich hätte das so erwartet, aber nicht aus eigener Intuition, sondern weil es viele Studien gibt, die das praktisch alle bestätigen. Es gibt sogar zufällig eine aktuelle Meta-Studie dazu:

    We pay less when we pay cash

    Drawing on both academic and industry sources, our research team combined the results from more than four decades of prior research on spending behaviour and payment methods into a large dataset.

    This data spanned 71 research papers, 17 countries, and more than 11,000 participants. State-of-the-art meta-analysis techniques then allowed us to collectively analyse the results from all these prior studies, and re-examine their insights.

    We found that cashless payments were indeed associated with higher levels of consumer spending compared to cash transactions, something that is referred to in the literature as the “cashless effect”.

    This cashless effect was consistent across all other payment methods in the data set.

    Put simply, it doesn’t matter whether you use a credit card, debit card or a buy-now-pay-later service – you are likely to spend more money using cashless methods than when you pay with cash.

  • KasimirDD@feddit.orgOP
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    2 days ago

    Ich bin in einem Artikel der Zeit über den Link auf diese Studie gestolpert. Dass vielen bei Kartenzahlung das Geld lockerer sitzt, wurde ja schon länger vermutet. Jetzt wurde es bestätigt.