Vielleicht liegt es daran, dass ich in dem Bereich arbeite, aber die Umfrage triggert mich sehr.
These 1: Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten! Sie soll eine den Lernenden angepasste, möglichst breite Basis an Kompetenzen und Grundwissen vermitteln, auf die dann eine spezialisierte Ausbildung für einen Beruf aufbaut. So wie es ja auch den Führerschein nicht in der Schule gibt, wohl aber grundsätzliche Regeln zur Teilnahme am Straßenverkehr. Ich würde sogar wetten, dass die wenigsten Befragten konkret nennen könnten, wie so eine Vorbereitung aussehen sollte. Konkretes Beispiel: niemand schreibt im Beruf Vorgangsbeschreibungen wie in Deutsch. Sie sind aber ein legitimes Mittel, um sequentielles Denken, Detailgenauigkeit, Logik etc. zu schulen - und damit sogar für Informatik wichtig. Ist das nun Vorbereitung oder nicht?
These 2: “KI” in der Schule ist in den allermeisten Fällen Mist. Ich versuch es immer wieder gern, aber letztlich geht es den meisten Lernenden um eins: “Nach Angaben der Eltern setzen 30 Prozent der Kinder KI beispielsweise zum Erledigen von Hausaufgaben ein.” - das ist leider Chiffre für “ChatGPT schreibt meinen Übungsaufsatz”. Für einen sinnvollen Einsatz solcher Tools muss man erst selbst die Basics drauf haben - gehen vor laufen lernen. Und dazu braucht man keine KI, sondern oft nur Stift, Zettel und Hirn (siehe These 1). Außerdem braucht nur ein Bruchteil der Schulabgänger KI im Beruf und damit widerspricht die Forderung danach auch irgendwie dem Vorwurf der mangelnden Berufsbezogenheit.
Bitte überladet nicht die Schule mit jeder Sau, die durch’s Dorf getrieben wird. Viele Grundkompetenzen ändern sich über Jahrzehnte nicht oder nie. Die Wege, wie sie vermittelt werden, dürfen gern modernisiert werden, sollen aber bitte nicht jedem Trend folgen. “Edle Einfall, stille Größe”, wie der Germanist sagt.
Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten!
Mir ist auch nicht wirklich klar, auf welches Berufsleben man vorbereitet werden soll. Selbstständige Softwareentwicklerin? Angestellter Landschaftsgärtner? Beamter beim Landratsamt? Chefärztin? Busfahrerin? Theoretischer Astrophysiker? Balletttänzer? Die Anforderungen sind doch vollkommen unterschiedlich.
und damit sogar für Informatik wichtig.
Ich weiß, niemand kann in allem gut sein, aber man wünsche ich mir bei manchen Mitinformatikern, sie wären in Deutsch und Englisch besser gewesen, wenn ich ihre Dokumentation lese.
Deine Mitinformatiker schreiben Dokumentationen? Und dann bist du auch noch so mäkelig?
Falsche Dokumentation ist schlimmer als gar keine.
Ja, immer, wenn unsere Projektmanagerin rummeckert, dass bei so vielen Jira-Issues noch die automatisch erstellte Unteraufgabe “Dokumentation” offen ist. Aber schraub deine Erwartungen an die Ausführlichkeit und Brauchbarkeit nicht zu hoch
Closed as wont fix 👍
Danke! Dieser Kommentar spricht mir aus der Seele! Als jemand der Informatik und Germanistik studiert hat (kein Witz), ist das Leben in beiden Fachbereich oft sehr schwer… Die einen haben Angst vor Computern und die anderen vor Orthographie.
Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten!
Das kommt wohl auf die Schulform an. Ein Gymnasium soll ja eine allgemeine Hochschulreife ermöglichen. Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre. Mich hat mein Gymnasium relativ gut aufs Studium vorbereitet, natürlich nicht jedes Fach, aber einem Elektrotechniker schaden auch ein Verständnis der Politik, Ethik und Philosophie nicht.
Klar: mit meinem Beruf hat der Stoff aus der Schule direkt nichts zu tun. Er ist aber auch sehr spezialisiert und es ergäbe überhaupt keinen Sinn, das dort zu lehren.
Zum Thema KI: wer so etwas ernsthaft fordert, den / die kann ich nicht ernstnehmen. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass die Eltern das Thema selber nicht verstehen.
Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre.
Zumindest in meinem Bundesland gibt es im Mittelschullehrplan der 7-9. Klassen das Fach “Berufs- und Lebensorientierung”, das genau solche lebenspraktischen Kompetenzen vermitteln soll. Das geht von Bewerbungprozess kennenlernem über Überweisungen tätigen bis Haushaltsbuch und Schuldnerberatung. Praktika und Schulfirmen (können die Schulen selber gründen und thematisch ausgestalten) sollen das dann praktisch untermauern.
Ist sicher nicht Gold, das hier glänzt, aber es liefert eine Basis. Das Niveau des Lehrplans und vor allem der Zielgruppe lässt leider kaum Rechnungswesen oder ähnlich komplexe Themen zu. Das scheitert auch nicht an den Lehrkräften (behaupte ich mal), sondern an der Komplexität vermeintlich sehr einfacher Aufgaben für manche Kinder und Jugendliche.
Dazu kommt, dass sich zumindest in meinem Bundesland die Mittelschule mehr und mehr zur “Restrampe” entwickelt, weil die Abrutsch-Angst der Eltern (ohne sie für ungerechtfertigt erklären zu wollen) Kinder immer öfter in ungeeignete Schullaufbahnen zwingt. Dadurch wandern eher durchschnittliche Lernende schneller aus der Mittelschule in die Realschule ab (und werden dort oft unterdurchschnittlich) und Klassen an der Mittelschule verlieren Zugpferde und leistungsstarke Mitglieder. Brain drain an der Schule quasi…
Als jemand der auch in Schulen pädagogisch arbeitet: danke dir. Unterschreibe ich so.
Ich finde auch das Vorgangsbeschreibungen zu den nützlichen Dingen gehören. Obwohl ich denke, dass Programmieren Ähnliches schult aber viel effizienter. Als Programmierer bekomme ich Feedback im Sekunden- oder Minutentakt.
Was an Deutsch stört, das sind Gedichtsinterpretationen und Ähnliches. Da scheint mir noch nichtmal Einigkeit zu herrschen, um was es geht. Ist beispielsweise die Intention des Autors relevant oder stattdessen die Wirkung auf den Leser?
In der Grundschule zum Beispiel verstehe ich nicht warum “Schreiben mit Füller” auf dem Lehrplan steht. Ich habe mal gehört, es ginge um das Schulen der Feinmotorik, aber ich bezweifle, dass da ein Transfer möglich ist. Könnte man das nicht auf ein bischen Kalligrafie im Kunstunterricht reduzieren? Das war vielleicht so eine Sau die vor vielen Jahren durch’s Dorf getrieben wurde.
Was mit “KI in der Schule” überhaupt gemeint ist, ist mir unklar. Die Klasse mal eine Stunde mit ChatGPT spielen zu lassen? Es steht ja offensichtlich nichts im Lehrplan, also muss man wohl versuchen KI irgendwie in andere Themen zu mischen. Wenn du das schon praktisch gemacht hast, was war denn der Plan?
Was spricht denn jetzt gegen “Schreiben mit Füller”?
Was spricht denn dafür? Es gibt viele andere tolle Sachen, die den Platz im Lehrplan gebrauchen könnten.
Welcher Platz? Füller sind doch nicht kompliziert, das ist ein Ding von 10 Minuten. “da kommt die Patrone rein”, fertig.
Was für Füller spricht, sind mMn die geringere Müllproduktion, niedrigere Kosten und das meiner Erfahrung nach etwas schnellere Schreiben (Füller gleiten einfach besser übers Papier als Kugelschreiber).
Wer schreibt noch regelmäßig mit Füller? Ich studiere zmd einen Studiengang dessen Klausuren sehr ausführliche Fließtexte enthalten, aber es gibt kaum jemanden, der die Füller schreibt. Der Füller ist einfach vom Kugelschreiber abgelöst worden. Und privat oder im Berufsleben nutzt doch auch in den allermeisten Fällen jeder einen Kulli oder ähnliches. Der einzige Einsatzzweck eines Füllers ist eigentlich beim Schreiben von Grußkarten o.ä.
Füller sind halt unpraktisch wenn man nur alle paar Monate längere Texte per Hand schreiben muss, weil sie dann eintrocknen. Aber in der Schule macht man das fast jeden Tag mehrere Stunden. Es ist jetzt auch nicht so, als wären Füller besonders kompliziert.
Ne aber das Argument war ja, dass es unnötig ist etwas beizubringen, wenn man das nur in der Schule macht. Das dient dann ja nur einem selbstgeschaffenen Zweck. Als Linkshänder kann ich außerdem auch nur noch meine persönliche Antipathie gegenüber Füllern ergänzen
Bin selbst Linkshänder, man schmiert ein bisschen mehr, aber das geht einigermaßen und wird für meinen Geschmack durch die bessere Gleitfähigkeit im Vergleich zu Kugelschreiber oder Bleistift aufgewogen.
Auch die Interpretationen haben ihren Platz. Abstrahierendes Denken muss auf viele Arten geschult werden. Sinn für Ästhetik beschränkt sich nicht nur auf Bilder, sondern auch Texte. Das sprichwörtliche “zwischen den Zeilen lesen” muss trainiert werden.
Was viele Schüler*innen (und leider auch einige Lehrkräfte) nicht verstehen ist, dass es letztlich egal ist, was sie herauslesen, solange es stichhaltig am Text zu belegen ist. Und dann bist du bei argumentativem Schreiben und diese Kompetenz ist fächerübergreifend und vor allem im wissenschaftlichen Kontext unabdingbar. Das das anhand berühmter Gedichte oder Texte geschult wird, liegt letztlich daran, dass auch die Germanistik gern die Großen ihrer Zunft feiert und es zur Allgemeinbildung gehört, ein paar Sachen von Goethe zu kennen. Das ist halt Kultur und die hat ihren Wert.
Der liebe Füller: ja, Motorikschulung ist unheimlich wichtig beim Schreiben lernen, das Vehikel dafür nicht sooo sehr. Füller oder Gelstift verlangen aber wirklich mehr vom Kind. Außerdem ist der Füller erstaunlich beliebt und die Kinder sind zum Teil sehr stolz auf ihren Füller-Pass. Hab ich (abekdotisch) gerade bei meiner Tochter erlebt, die tatsächlich Wahlfreiheit hatte und den Füller wählte.
KI: ich versuche aktuell, meiner Klasse immer mal wieder Tools zu zeigen, die sie gezielt für Unterstützung einsetzen können. Zum Beispiel ChatGPT als Hilfe bei zu komplexen Texten aus Zeitung oder Wikipedia. Dann lassen Sie es sich in “einfaches Deutsch” übersetzen. Das hilft ihnen ungemein bei der nächsten Recherche-Aufgabe, da für meine Schüler*innen oft alltägliche Texte viel zu schwierig sind (liegt an der Schulform…).
Spannend das immer wieder KI (welche nicht existiert!)in den Vordergrund gestellt wird aber die Elternschaft Ethik für 41% als Unnütz abstempeln…
Kreative Fächer schneiden ganz bescheiden ab, naja lieber fürs malochen vorbereiten, nech?
Religion für mich ist Ich relativ wichtig aber nicht wenn nur die vor vorherrschende Religion behandelt, wahrscheinlich auch noch einseitig, sondern wenn alle Religionen behandelt werden. Wie diese zu einander stehen, welche aus welche entsprangen, was es für Konsequenzen gab und gibt… Sowas halt.
Dann die Lernbereitschaft und Neugier, das fällt für mich eher in den Aufgabenbereich der Eltern und da sehe ich schwarz für Generation Alpha und Beta.
Was du dir unter Religion wünschst ist doch was Ethik liefert, oder?
Ich hatte als ich zur Schule ging soetwas wie Ethik als Schulfach nicht. Aber denke dann ja.
Dann die Lernbereitschaft und Neugier, das fällt für mich eher in den Aufgabenbereich der Eltern und da sehe ich schwarz für Generation Alpha und Beta.
Ich befürchte auch, dass manche Eltern die Schule zu oft als Erziehungs- und Motiavtionseinrichtung sehen statt als Lerneinrichtung. Bei meiner Tochter haben eine Handvoll Störenfriede das Lernen im Unterricht schwer gemacht. Als diese mangels ausreichender Leistung nicht mehr in der Klasse waren, war für die restliche Klasse das letzte Schuljahr trotz Prüfungsstress viel entspannter.
Hm, das mit der Motivationseinrichtung finde ich schon richtig. Wenn man es schafft, dass ein Kind Interesse für ein Thema hat, dann passiert das Lernen fast von selbst. Leider ist unser Schulsystem praktisch gar nicht darauf ausgelegt, mit statt gegen die Interessen von Kindern zu arbeiten.
Ja, idealerweise schaffen es Lehrer ihre Schüler für den Stoff zu motivieren. In der Realität dürfte das kaum für alle Schüler in allen Fächern zu schaffen sein, selbst unter besseren Voraussetzungen. Da wäre es schon hilfreich wenn auch die Eltern mitarbeiten statt sich ausschließlich auf die Schule zu verlassen.
Als unsere Tochter eine schwierige Lehrerin bekommen hat war die Reaktion der meisten Eltern zu ihren Kindern nicht “du bekommst das hin” sondern “die Lehrerin ist einfach doof”. Dementsprechend haben viele sich nicht mehr angestrengt sondern einfach die Sichtweise der Eltern übernommen. Währenddessen hat sich unsere Tochter mit der Lehrerin arrangiert und fand im Nachhinein ihren Unterricht gerade wegen ihrer Art ziemlich klar und fair. Dazwischen gab es natürlich auch Annäherung von beiden Seiten, aber der Ersteindruck der Eltern hat sich schon in der Stimmung niedergeschlagen.
Ich bin durchaus dafür unser Schulsystem anzupassen und die Interessen von Kindern mehr einzubeziehen. Ich sehe es allerdings auch kritisch, wenn Eltern die Schule als ein Ersatzsystem ansehen, dass sie nur bedingt leisten kann. Besonders weil es im Zweifel zu Lasten aller Schüler geht.
Ja, wir haben auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht Probleme mit den Lehrerinnen zu lösen statt sie als Teil des Problems zu sehen. Nach Wahrnehmung der Lehrerinnen sind wir als Eltern da in der Minderheit.
Hat sich das verändert im Gegensatz zur “guten alten Zeit”? Ich bin mir nicht so sicher. Es ist ja menschlich, dass früher alles besser war. Statistiken zeigen oft das Gegenteil. Wir haben weniger Kriege als früher, weniger Kriminalität, etc.
Eben, mir fehlt da einfach ein bisschen Selbstreflexion der Eltern als Teil der Veränderung. “Selbstständigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Neugier/Lernbereitschaft” sind Fähigkeiten die auch gut außerhalb der Schule vermittelt werden können. Mitunter hab ich allerdings den Eindruck, dass gerade bezüglich Selbständigkeit und Kommunikation die Eltern selbst nicht so gut im Vermitteln sind.
Die Schule sollte auch eine soziale Einrichtung sein die Chancengleichheit herstellt. Auch für Kinder die eben gerade nicht so gut im Elternhaus unterstützt werden.
Leider ist unser Schulsystem darauf nicht wirklich gut ausgerichtet.
Ich glaube, die Kritik im Artikel stammt dennoch eher aus anderer Richtung.
Im Schulsystem gibt es auf jeden Fall viel Potenzial für Verbesserung. Dennoch sollte man nicht alle Erwartungen alleine auf die Schule stützen.
Ich fände ja Psychologie sehr wertvoll. Um sich und andere, einzel, Gruppen, und Massenverhalten zu verstehen, und Wahrnehmung.
Heute noch mehr, mit Informationsflut, Falschinformationen, und emotionalen Ködern.
Mehrheit der Eltern bezweifelt, dass Mehrheit der Eltern gut aufs Leben vorbereitet.
Mehrheit der Eltern hat recht.
Sehr ich prinzipiell genauso,nur aus ganz anderen Gründen.
Das derzeitige Schulwesen bereitet absolut unzureichend auf die Anforderungen des Lebens mit seinen Lebenslinien vor - und ja, dass ist ausdrücklich die Aufgabe der Schule.
Leider gibt es zu viel LuL die Schule als Selbstzweck begreifen. Nicht alle - und es werden imho durchaus weniger, aber leider noch ein relevanter Teil. Ebenso fehlt vielen Dingen im deutschen Schulbetrieb die Evidenz bzw. wird in Teilen bewusst gegen jede Evidenz gehandelt.
Hast du vielleicht ein paar Beispiele für Anforderungen und fehlende Evidenz?
Wir wissen z.B. seit den 80ern,dass andere Lernphasen für das sich entwickelnde jugendliche Gehirn sinnvoll wären. Trotzdem haben wir weiterhin Schulen die um 8, oder sogar noch früher beginnen. Mittlerweile nimmt der Anteil der Schulen mit 0ter Stunde ja sogar wieder zu - die Tochter eines Bekannten hat 2x die Woche um 7:05 Unterrichtsbeginn. Dank relativ ungünstiger Anfahrt (Danke ÖPNV) muss sie dementsprechend um 5:55 aus dem Haus. Mit vorher duschen und Frühstück heißt das 4:45 geht der Wecker.
Gleiches gilt für die Lernphasen an sich - wir haben ein System,dass Leistung stark zeitlich konzentriert - in vielen Bundesländern sind ja mehrere Klausuren pro Woche, tlw. sogar pro Tag, möglich. Man weiß aber bereits seit langem,dass dies vor allem eines erzeugt: Unnötigen Stress und ein viel viel schlechteres Langzeitlernen (und das wollen wir ja eigentlich). (Von der Sinnhaftigkeit punktueller Leistungskontrollen will ich gar nicht anfangen) Sinnvoller wäre hier eine viel engere Verzahnung von Fächern und somit die Schaffung von Lernfeldern. Insbesondere bei ähnlichen Fächern ist das möglich und sinnvoll - und ermöglicht einerseits die bessere zeitliche Staffelung,aber auch die bessere Langzeitspeicherung. (Gemeint ist: Wenn Mathe, Physik, Chemie und Biologie und ggf. sogar noch Fremdsprachen zeitlich, methodisch und inhaltlich auf einander abstimmen ist allen geholfen)
Generell sind wir leider was Methodik angeht auch noch “1924 statt 2024” in vielen Bereichen - liebstes Beispiel ist hier wohl das stumpfe Abfragen von Vokabeln,am besten noch individuell vor der Klasse. Weiß man auch schon lange,dass das Mist ist. Ist bei vielen anderen Methoden auch so. Das es noch Schulen mit Latein und Altgriechisch gibt,sagt hier alles. (Und nein, die Struktur hilft nicht in dem Umfang weiter wie Stunden investiert werden - auch schon lange bekannt)
Das ist übrigens weniger als Kritik an den LKs als am gesamten System gemeint - erstere sind halt auch vom System abhängig und werden an vielen Punkten auch einfach alleine gelassen - das beste Beispiel sind Lernmittel und v.a. E-Learning.
Als klar wurde, dass es damals in das Homeschooling geht hätte man zentral mit auf E-Learning spezialisierten Pädagogen(ja,dass kann man studieren&die Leute sind in der Wirtschaft gefragt wie sonst was) zu mindestens auf Landesebene Inhalte hochqualitativ bereitstellen können um so die LKs zu entlasten und gleichzeitig hochqualitatives Material bereit zu halten. Andere Industrieländer haben das gemacht. Bei uns musst du als Lehrkraft tlw. sogar noch die Software &den Notebook selber zahlen. (Dabei wissen wir mittlerweile wissenschaftlich belegt,dass gutes E-Learning für manche Themen&Lernabschnitte extrem effektiv ist)
Gleichzeitig stimmt so oder so halt das Endergebnis nicht - wir haben am Ende viele “Bulimie”-Lerner und viele SuS die “unterwegs hängen bleiben” und dementsprechende Lücken haben. Aber Langzeitlernen (was sowohl im Studium als in der Berufsausbildung notwendig ist)fehlt oft, ebenso Wissen für das tägliche Leben (wie funktionieren meine Steuern&Sozialabgaben, grundlegende Rechtsbegriffe, Verbraucherrechte, Arbeitnehmerrechte, Demokratieverständnis, Basis-IT Kenntnisse, “Heimfinanzwissen”, Medienkompetenz und ganz viel Allgemeinwissen), ebenso intrinsische Kompetenzen wie verschiedene Lerntechniken, Stress-Copping-Mechanismen, Konfliktlösungstechniken, etc.
Ich weiß,jetzt kann man an dieser Stelle wieder über die Elternhäuser schimpfen, aber sorry, nein, zu einfach. Denn es ist halt einfach auf das “Zuhause” zu schimpfen, aber das zementiert nur den Unterschied den die finanziellen und sozialen Verhältnisse in Deutschland ja sowieso schon machen - die oben genannten Sachen kriegt jemand mit “Stay at home mum” und einem Aufmerksamkeit gebenden&einkommensstarken Elternhaus mehr mit als jemand der mit 4 Geschwistern bei der alleinerziehenden Mutter die zwei Mindestlohn-Jobs hat. Von jemandem der in migrantischen Elternhäusern aufwächst in denen die Eltern das notwendige Wissen vielleicht selber nicht haben, ganz zu schweigen.
Um meine Perspektive etwas zu begründen: Ich bin mittlerweile seit 15 Jahren an der Berufsausbildung im Gesundheitswesen beteiligt,weltweit&in sehr nachgefragten Berufen, also Bereiche wo man sich eher seine KandidatInnen aussuchen kann. (Gleichzeitig forscht einer meiner besten Freundinnen seit 12 Jahren an dem Thema)
Wir merken deutlich,dass diese Dinge immer mehr fehlen - nicht weil die Azubis und StudentInnen es nicht wollen, sondern weil insb. die zunehmende Verdichtung der Lerninhalte an den Schulen ein Problem wird. Gleichzeitig hast du dann Realschüler mit gutem Abschluss die Grundrechenarten nicht vollständig beherrschen. (Ansonsten aber intelligent sind und auch keine Dyskalkulie haben) Studenten die nur mit einem iPad umgehen können. Und auf der Patientenseite sehen wir immer mehr jugendpsychiatrische PatientInnen die bereits mit 12-13 schwerste Überlastungssyndrome/Burn-outs haben, tlw. auch mit Suizidversuchen. Ich kenne Fälle die bereits in dem Alter quasi dauerhaft berufsunfähig sind.
Und tatsächlich ist das in anderen Ländern anders.
Sorry, liebes Bildungssystem in Deutschland, aber so wird das nichts. Wir brauchen eine komplette Neuorientierung.
PS: Sorry für den langen Rant, ebenso für die Rechtschreibfehler (neues Handy). Zum Quellen raussuchen bin ich gerade zu faul, Google scholar hilft.
Wow. Danke. :)
Ausnahmsweise hat die Mehrheit der Eltern da Recht. Und ich vermute, Lehrer und Schüler würden außer zustimmen.
Wie [email protected] bereits erläutert hat: Es ist nicht die Aufgabe Schule aufs Berufsleben vorzubereiten. Es ist Aufgabe der Schule durch Vermittlung essentieller Fähigkeiten (z.B. Lesen und Verstehen eines Textes, Schreiben, Rechnen, analytisches Denken, gesellschaftliches Miteinander, …) auf die berufliche Ausbildung oder ein Studium vorzubereiten. Diese sind die Berufsvorbereitung, nicht die allgemeine Schullaufbahn.
Aber auch das schafft die Schule nicht.
Ich bin jetzt studierter Informatiker, aber hätte ich nur durch die Schule Kontakt zu Informatik gehabt, hätte ich das nie gemacht, weil es einfach grausam war.
Die Schule bereitet einen auf exakt eines vor: Abitur. Das war’s.
Kritisches Denken, Verstehen (nicht nur nachplappern) von Wissenschaft, Geschichte, Sprache, überhaupt von Zusammenhängen findet nicht statt. Begeisterung für irgendwas wecken ist nicht relevant und auch nicht gewünscht. Du sollst die Klappe halten und auskotzen, was dir vorgesetzt wird.
Mach dir mal den Spass und guck nach, was zB in der 9. Klasse in Chemie dran war und frag deine ehemaligen Klassenkameraden was dazu. Sowas wie “wie funktioniert eine Batterie?” Oder “Was unterscheidet Diesel und Benzin?”. Das hattet ihr mit Sicherheit in der Schule und es ist relevant für das echte Leben. Aber erinnert sich da noch jemand dran?
Das ist dann aber ein anderer Kritikpunkt.
Nee, ist es nicht.
Denn das Wissen verpufft offensichtlich einfach und ist damit auch für den Beruf nicht nutzbar.
Jein. “Die Schule bereitet nicht auf das Berufsleben vor” (ist m.E.n. nicht ihre Aufgabe, sondern die der BS bzw. Uni) ist eine andere als “die Schule schafft es nicht den Schülern für das weitere Leben grundlegend notwendige Dinge zu vermitteln” (genau das wäre ihre Aufgabe). Wobei Letzteres für die Vorbereitung auf das Berufsleben die Grundlage bildet.
Naja, doch.
Die Schule vermittelt halt - nichts.
De facto werden die Schüler weder zu mündigen Bürgern, noch zu “guten Arbeitern” erzogen. Also was genau machen die da?
Es ist ja so, dass das Wissen theoretisch vermittelt wird, aber offensichtlich so schlecht, dass es nicht hängen bleibt. Egal, was du von der Schule erwartest, du wirst enttäuscht.
Das wirklich witzige ist ja, dass deine Beispiele wunderbare Beispiele für im Alltag total unwichtiges Wissen sind. Was ist der Unterschied zwischen Diesel und Benzin? Wenn du einen Benziner fährst, darfst du keinen Diesel tanken. Die Kraftstoffart steht auf dem Tankdeckel. Vielleicht rechnest du beim Kauf des Autos mal rum, was für dich günstiger ist. Wie funktioniert eine Batterie? Die AA-Batterien steckst du in ein Gerät, dann hat das Strom. Hat es keinen Strom mehr, packst du da eine neue Batterie rein. Dein Handy zeigt dir einen Ladezustand in % an und daran siehst du, wie lange du noch TikToken kannst. Wie das dann im Detail ist mit den Elektronen oder was der chemische Unterschied zwischen Diesel und Benzin ist, ist echt total wumpe und genau daher vergessen das alle direkt wieder
Kann es sein, dass Du ein Opfer des G8 geworden bist? Bei mir war es zumindest, je nach Bemühen des einzelnen Lehrers, schon so, dass Zusammenhänge erläutert wurden und auch über den Unterricht hinausgehende Aktivitäten angeboten wurden (Freestyle Physics, Schulchor, Schulorchester, Schulgarten, Eine-Welt-Gruppe, …).
Teilweise mit Sicherheit.
Aber grundsätzlich hatte ich nicht den Eindruck, dass die Schule sich als Ort des Verstehens gesehen hat. Es wurde immer von “Transferleistung” gefaselt, aber letztlich war da nichts hinter.
Die ganzen von dir angesprochenen Gruppen hatten wir (oder zumindest ein paar davon), aber das hat halt weder was mit Verstehen der Welt noch mit Beruf zu tun. Wenn ich so meinen Lehrerfreunden zuhöre, sind diese Gruppen aber auch heute nur deswegen aktiv, weil es einzelne engagierte Lehrer gibt. Und bei der heutigen Belastung sind das nicht viele.
Ich bin jetzt studierter Informatiker, aber hätte ich nur durch die Schule Kontakt zu Informatik gehabt, hätte ich das nie gemacht, weil es einfach grausam war.
In der Schweiz gehen Jugendliche in der 7./8./9. (ca. 13j) genau für diesen Zweck “Schnuppern” in Betrieben/Branchen, die sie interessieren, nur so für 1-7 Tage und ohne Entlöhmung. Dann wissen sie (besser), was für eine Lehre sie machen wollen.
Gibt’s in der 10. auch in Deutschland. Aber seien wir ehrlich: in drei Wochen lern ich doch nicht, was in einem Betrieb abgeht.
Mein Punkt ist auch eher der, dass die Schule Fächer so lehrt, dass man vollständig das Interesse daran verliert bzw. nie entdeckt. Und das ist unglaublich schade. Ich will nicht wissen, wie viele Mathematiker, Biologen, Philosophen, etc. wir an Verlegenheitsstudiengänge oder -ausbildungen verloren haben, weil die Schule sie vollständig desinteressiert ausgespuckt hat.
Es hat schon seine Gründe, warum in Deutschland tendenziell die nicht gerade die besten Abiturienten Lehramt studieren. Die wenigsten gucken mit Freude auf Schule zurück. Und die, die es tun, sind (zumindest in meiner anekdotischen Evidenz) nicht gerade das beste Lehrermaterial.
Als Lehrperson kann ich sagen, dass es im Durchschnitt nicht die intellektuell/akademisch besten Personen sind, welche Lehrpersonen werden. Die studieren an einer technischen Hochschule (z.B. ETH) oder einer Uni. Denn als Lehrkraft musst du brutal vielseitig sein. Nicht nur die stoffliche Überhöhung muss da sein, sondern auch die didaktischen Konpetenzen, es also alltagsnah und spassig beibringen (sodass es den Lernenden nicht ablöscht) und es so vereinfachen dass man nichts falsches erzählt, was sie dann an Uni umlernen müssen aber trotzdem so einfach erklären, dass es möglichst alle checken denn wenn nicht, dann löscht es ihnen ab. Plus kommt Beziehungsarbeit dazu, denn wer lernt gerne bei einem Lehrer welcher sich nicht um dich kümmert/dich mag. Plus alle sonderpädagogischen Massnahmen, Fachgespräche, disziplinarische Massnahmen, Sitzungen im Lehrerteam, Elternarbeit.
Meiner Meinung nach wird sehr viel von Lehrkräften (für Lernende bis 16j) einfach sehr viel erwartet, weshalb augenscheinlich nur wenige wirklich gut geeignet sind.
Das ist gerade in Informatik halt ziemlich irrelevant. In so einem Mini-Praktikum dürfen die Schülys vielleicht mal Windows neu installieren, aber die werden kaum etwas programmieren.
Ja und auf dem Bau werden sie erst mal paar Backsteine legen und Dachlatten zusägen. Und trotzdem sollten Programmieren, Maurern, Zimmern keine eigenen Fächer sein. Oder? Im Werken legt man die Grundsteine für das Handwerkliche, in der Schweiz gibts “Medien & Informatik”, da lernt man ebenfalls entsprechende Grundlagen.
Das Problem ist doch, dass man in der Softwareentwicklung kaum rafft, was da passiert, wenn man nicht programmieren kann. Die meisten Handwerksberufe sind im Gegensatz dazu sehr anschaulich.
in der Schweiz gibts “Medien & Informatik”, da lernt man ebenfalls entsprechende Grundlagen.
Wie viele Grundlagen haben die Schüler denn in der 7./8./9. verstanden? Entschuldige, wenn ich da meine Erfahrungen im deutschen Schulsystem als Maßstab nehme, aber im Schulunterricht lernt man da in 1-2 Jahren praktisch nix (das ist der Sache eigentlich nicht inhärent, daher ist es gut möglich, dass das in der Schweiz deutlich besser ist).
Halt die Basics. Konkret programmieren je nach Lehrkraft kaum etwas bis Blockprogrammierung wie Scratch. https://zh.lehrplan.ch/ für Details
Mach dir mal den Spass und guck nach, was zB in der 9. Klasse in Chemie dran war und frag deine ehemaligen Klassenkameraden was dazu. Sowas wie “wie funktioniert eine Batterie?” Oder “Was unterscheidet Diesel und Benzin?”. Das hattet ihr mit Sicherheit in der Schule und es ist relevant für das echte Leben. Aber erinnert sich da noch jemand dran?
Da hast Du Recht. Das traurige ist, dass das auf der Uni nicht viel besser aussieht.