Die schreckliche Krankheit erreichte Europa gegen Ende des Jahres 1347. Sie wurde aus den bereits stark dezimierten Regionen Chinas und Persiens durch genuesische Kaufleute eingeschleppt, die vergeblich vor der Pest flohen. Sie überrannte den Kontinent schneller als ein galoppierendes Schlachtross. Es sah für eine Weile aus, als würde die Menschheit aussterben. Auf der Krim katapultierten die tatarischen Krieger infizierte Körper über die Stadtmauern ihrer Feinde. Im belgischen Tournai wurde bei einer Massenbeerdigung fast die Hälfte der Stadtbevölkerung in einem riesigen Grab beigesetzt. Die feudale Welt des 14. Jahrhunderts wird gewöhnlich als korrupt und grausam beschrieben. Aber die Geschichte der Wirkung des Schwarzen Todes zeigt eine weit komplexere Gesellschaft. In einigen Regionen, wie in Ost-Polen, riss der Schwarze Tod die Gesellschaft auseinander und versetzte der Zivilisation den Todesstoß. In anderen Ländern aber, wie in Holland und England, erwies sich die mittelalterliche Gemeinschaft als flexibel und karitativ. Kunst und Architektur blühten in den verschiedensten neuen Richtungen auf und begründeten eine Ära individueller Kreativität. Und als die Bevölkerungszahl abnahm, entstand ein Mangel an Arbeitskräften. Dies bedeutete, dass Tagelöhner höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen als jemals zuvor verlangen konnten. Sie hatten erstmals die Möglichkeit, eigene Rechte zu beanspruchen. Die Geschichte der Pest-Pandemie ist die Geschichte der größten biomedizinischen Katastrophe, die die Welt bis heute erlebt hat. Aber sie ist auch eine Geschichte über eine funktionierende Gesellschaft, die angesichts der Apokalypse ihre eigenen Lösungen fand. Die Dokumentation erzählt die Geschichte von Menschen, die in einer alptraumhaften Zeit lebten. Geschildert werden die Lebensbedingungen eines Arztes, eines Juden, eines Mönches, eines Geschäftsmannes, einer Ehefrau und eines Priesters. Sie alle repräsentieren eine andere Perspektive der mittelalterlichen Welt, geben einen anderen Einblick in die Psychologie. Einige starben an der Pest, andere überlebten, aber alle waren Zeugen des Schwarzen Todes. Wir treffen sie, jeden einzelnen, während die Pest ihren Landstrich befällt, von Süden nach Norden, quer durch Europa. Professor John Oxford, Virologe am Queen Mary Krankenhaus in London, Dr. Robert Brown, medizinischer Historiker der Universität von Syracuse, und Professor Eamon Duffy, Präsident des Magdalene College, Cambridge, nahmen als wissenschaftliche Berater an der Erstellung der Dokumentation teil.