“Wegen möglicher Spionagegefahr schließt die Universität Erlangen-Nürnberg vom chinesischen Staat entsandte Doktoranden aus. Der Beschluss gilt seit 1. Juni, wie eine Sprecherin der Friedrich Alexander Universität (FAU) nun mitteilte. Die Vorsichtsmaßnahme gilt nicht generell für alle chinesischen Studierende, sondern für diejenigen, die vom Chinese Scholarship Council (CSC) alleinfinanziert sind. In der Regel handelt es sich laut Hochschule dabei um Promotionsstipendien. “Im Falle einer Ko-Auswahl beziehungsweise einer Ko-Finanzierung von Personen über Institutionen mit Reputation und Verankerung im demokratischen System sieht die FAU keine Gründe für eine Ablehnung”, erklärte die Sprecherin.”
An was forscht die Uni Erlangen da, dass sie Spionage befürchten? Und warum befürchten die Spionage nur durch durch China finanzierte Promovierende? Und warum überhaupt Spionage, publizieren die ihre Ergebnisse nicht?
Nicht selten sind Promotionen zu privatwirtschaftlichen Forschungsthemen.
Als Beispiel könnte man ein neues Verfahren zur Herstellung von XY erforschen. Da kommt dann in die Publikation, wie das Verfahren funktioniert, aber nicht mit welchen Parametern man es auslegen muss. Die sind dann geheim und für Spionage interessant.
Oder häufig braucht man auch einfach geheime Betriebsdaten um zu etwas aus dem Betrieb forschen zu können, damit man eine Grundlage für die “Abstraktion” hat. Das war bei meiner BA z.B. der Fall. Da habe ich eine Version mit den Realdaten für die Firma gemacht und eine Version mit normierten Daten für die Uni.
Auch wenn Themen in der Grundlagenforschung sind, können die konkreten Parameter für die Uni geheim sein, weil sie sonst nicht mehr führend in der Forschung auf dem Gebiet sein können, und damit ihre Arbeits- und Finanzierungsgrundlage verlieren könnten. Das ist eigentlich Mist, aber solange wir in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wettbewerben stehen, greift das leider auch in die Forschung ein.
Ich finde es sehr schwierig in der Wissenschaft gezielt Informationen die notwendig sind um eine Forschungsarbeit zu reproduzieren und damit zu überprüfen zurückzuhalten.
Zumal die Privatwirtschaft die sowas erforscht haben möchte hoffentlich die Doktoranden die daran arbeiten selbst bezahlt, d.h. es ginge hier um andere Promovierende die in der selben Gruppe aber an einem anderen Thema arbeiten? Das gäbe mir noch größere Bauchschmerzen, öffentlich finanzierte Doktoranden (wenn auch durch die chinesische Öffentlichkeit) werden ausgeschlossen um privatwirtschaftliche Interessen zu wahren?
In einer vernünftigen Welt stimme ich dir zu. Nur leider sind wir nicht in einer vernünftigen Welt. Ich vermute, dass dem Auschluss ein oder mehrere Fälle vorausgegangen sind, indem Vereinbarungen zur Vertraulichkeit verletzt wurden. Proaktiv wird die Uni hier wahrscheinlich nicht gehandelt haben.