In Deutschland wird durch unsere Noten gemessen, wie viel wir gelernt haben. Unsere Noten entscheiden dabei über unsere Zukunft: werden wir in die nächste Stufe versetzt? Welche Ausbildungen dürfen wir antreten? Kommen wir das Studium anfangen, welches wir uns wünschen? Welche Jobs bekommen wir?
Dabei zeigen eigene Studien, dass wir diesen Schulnoten nicht ganz vertrauen können. Einige Länder, wie Finnland und Schweden verzichten bereits teilweise auf sie.
Sollen wir weiterhin an “sehr gut”, “gut” “befriedigend”, “ausreichend”, “mangelhaft” und “ungenügend” festhalten? Anders gesagt: brauchen wir Schulnoten noch?
Hier würde mich eure Meinung interessieren. Was sind eure Erfahrungen mit dem Notensystem und wie würdet ihr die momentane Situation ändern, wenn überhaupt?
mMn ist das Problem nicht Benotung (irgendwie muss man ja Leistung quantifizieren, um vergleichen zu können), sondern, dass am Ende alles zu einer Note kulminiert und die dann über alles entscheidet.
Ist doch egai, ob ich in Sport und Kunst scheiße bin, wenn ich Chemiker werden will. Meine Chemie Note ist dann relevant.
Ebenso sollten Fächer mMn feiner unterteilt werden. “Deutsch” am Gymnasium hat spätestens zum Schluss nichts mit der Sprache selbst zu tun. “Mathe” deckt ein riesiges Spektrum ab. Wer Algebra braucht aber an Geometrie scheitert, kann das aktuell nicht trennen.
Ergo (mMn): nötig wäre eine feingranularere Benotung und das Aufheben von Barrieren die an irgendwelche Durchschnitte gebunden sind.
Die Welt braucht immer auch Experten. Solang man also in auch nur einem Bereich gut ist, hat man schon einen Karrierepfad. Das sollte nicht künstlich beschränkt werden.
Die Welt braucht immer auch Experten. Solang man also in auch nur einem Bereich gut ist, hat man schon einen Karrierepfad. Das sollte nicht künstlich beschränkt werden.
Da widerspreche ich zu einem Teil. Experten, ja braucht man, aber wir brauchen auch eine gewisse Grundbildung in allem. Um mündiger Bürger zu sein musst du das Geschehen um dich herum einordnen können. Das benötigt ein gewisses Grundwissen über Mathematik, Statistik, Sprachen, Geschichte, Gesellschaft, Philosophie, Psychologie, Technik, Informatik, Physik, Chemie und eigentlich alles andere…
Ich finde nicht dass das einzige Ziel eine “Karriere” sein sollte.
So die Theorie, die zu unserem Schulsystem führt(e). Aber praktisch fallen genug Menschen durch dieses Raster (mal grob gesagt die ganze “Unterschicht”, aus unterschiedlichsten Gründen). Die sind aber - egal in welcher wirtschaftlichen Lage sie sind - trotzdem mündige Bürger. Mit dem aktuellen System (wozu mehr als nur die Benotung zählt), hast du vielen davon einfach eine Perspektive verbaut und gleichzeitig noch die Schuld dafür zugeschoben (also nicht du persönlich, sondern das System).
Leute, die nur begrenzte Fähigkeiten haben, werden aktuell einfach aussortiert. Obwohl das System für sie ebenfalls eine Perspektive aufzeigen können sollte.
Einfach zu wissen, wo die Stärken liegen und was man damit machen kann, wäre soviel mehr wert als gesagt zu bekommen “sorry, aus dir wird nix”.
Nicht Theorie, sondern das Ideal unseres derzeitigen Schulsystems. An dem möchte ich nichts ändern da es ein integraler Bestandteil unserer Demokratie ist.
Die Umsetzung ist aber noch aus dem letzten Jahrhundert. Und da sehe ich das große Problem. Meine Beobachtung ist das Kinder neugierig und interessiert sind wenn sie in die Schule kommen und demotiviert wenn sie damit fertig sind…das kann’s doch nicht sein. Wenn du ein paar Mal in deiner Schullaufbahn Pech mit Lehrern hattest, wird dein Leben schnell “ruiniert”. Ich will dass das Schulsystem bei der Lösung der Probleme zB “begrenzte fähigkeiten” hilft und nicht verschlimmert. Eine Klassifizierung sehe ich da als den falschen Ansatz.
Gefällt mir, die Ansicht. Kann mir aber schwer vorstellen, dass man daran in Deutschland was ändern kann. Dazu ticken “wir” zu sehr in Vereinheitlichung und Entscheidungsbäumen. Wir entwickeln gern Regelwerke und Systeme. Damit verkommen Schüler zu Werkstücken, die man einem Ideal (des Systems) formen möchte. Jeder, der nicht in das vorgesehen Schema passt, fällt halt auf die ein oder andere Art raus oder muss sehr stark dagegen ankämpfen.
Freut mich.
Dass es ein Kampf gegen “das ham’wer immer schon so gemacht” ist mir klar.
Aber ich sehe das wie bei der “Autofahrernation”, solange man sich das immer weiter einredet oder deshalb aufhört daran zu arbeiten, ändert sich auch nichts. Einfach positiv aktiv werden.
Ergänzend hierzu: Diese Noten müssen dann auch so objektiv wie möglich sein. Die “mündliche Note” steht der Objektivität massiv entgegen. Manche Schüler sind vielleicht schriftlich nicht so gut, denen könnte man dann aber anstelle einer Arbeit anbieten eine Präsentation zu halten.
Solange mündliche Noten aber sind, wie sie sind, bekommen auch weiterhin Schüler von gewissen schlechten Lehrern alleine für ihr bei Geburt zugewiesenes Geschlecht bestimmte Noten - ja, ich hatte so einen. Der hat das sogar offen zugegen. Gejuckt hat es niemanden, waren ja gute Noten und selbst der größte Störenfried bekam immer noch ne 4. Grund? “Man kann doch niemanden wegen einem Nebenfach sitzen bleiben lassen.”
So eine (in weniger starken Ausmaß gewollte) Willkür pervertiert aber die komplette Notengebung und befreit sie von jeglichem Sinn: War x mit der 2 jetzt einfach gut oder ist da bei der Bewertung viel Spielraum genutzt worden? Und ja die Objektivierung heißt halt auch, dass da mehr Personal an die Schulen muss. Selbst wenn es nur gute Lehrer gäbe würden die das alleine mit ihrer aktuellen Anzahl nicht schaffen, weil die einfach zu viel haben, worum sie sich kümmern müssen.
Manche Schüler sind vielleicht schriftlich nicht so gut, denen könnte man dann aber anstelle einer Arbeit anbieten eine Präsentation zu halten.
Eben. Man kann nicht früh genug lernen, sich durch Leben zu bullshitten. 👆
Man mag es kaum glauben, aber auch Präsentationen lassen sich bzgl. Inhalt bewerten. Eine inhaltlich richtig gute Präsentation ist allerdings gern mal aufwändiger als einfach ein schriftlicher Test. Das bullshitten bekommt man so oder so leider eh nicht tot und das ist auch nicht auf Präsentationen begrenzt sondern geht in schriftlichen Arbeiten ganz genau so gut…
Ich habe damals mitbekommen, wie die “bewertet” wurden. Und da es dann eigentlich immer Gruppenarbeiten waren…
Hier gibt es beim Abitur die Möglichkeit eine Präsentation zu halten um damit eine andere Prüfung zu ersetzen und ich hab mitbekommen wie die bewertet werden: Glaub mir, das hat gute Gründe warum so wenige sich für die Präsentation entscheiden. Aber so in diese Richtung meinte ich das.
Gerade wenn das eine schriftliche Arbeit ersetzen soll, darf das keine Gruppenveranstaltung sein. Die schriftlichen Arbeiten sind ja auch kein Gruppenspaß, außer der Lehter stellt sich blind und taub.
Ah, ok, ja, das ist dann etwas anderes.
Wenn das in dann Nachfragen beinhaltet und mehr in Richtung mündliche Prüfung geht, bin ich ganz bei Dir, das hat Potenzial fairer zu sein. Ist natürlich gerade für die Lehrkraft wesentlich aufwendiger.
Ja mit nachfragen und auf jeden Fall in Richtung mündliche Prüfung. Nur dass man sich halt noch vorher was dazu vorbereitet, was man dann erstmal vorstellt. Das soll ja schließlich ein gescheiter Ersatz für eine schriftliche Prüfung sein. Die Präsentation wäre hauptsächlich dazu da damit ein Einstieg gefunden wird und hat auch das Potenzial dazu Nervosität zu reduzieren. Schließlich muss man den Teil ja (je nach genauer Ausgestaltung, also: darf ich das ne Woche lang zu hause vorbereiten? habe ich dazu nur eine Schulstunde?) vorher mehr oder weniger lang vorbereiten.
Eben weil das für die Lehrer aufwendiger ist hatte ich geschrieben, dass da auf jeden Fall mehr Personal in die Schule muss. Die sind für die aktuellen Zustände ja schon unterbesezt, wenn man dann sowas noch aufziehen will, braucht es erst recht mehr Leute.
Es würde, denke ich, schon reichen einfach eine entsprechende Aufnahmeprüfung für die Studiengänge zu machen in Verbindung mit einem “Fachschnuppertag”.
Ich habe Chemie nicht studiert, weil jeder gesagt hat, dass man gut in Mathe sein muss. Dass es aber Aufbaukurse und Übungen gibt hatte man mir, dem Arbeiterkind, nie erzählt. Auch der Uni-Tag hat nicht viel gebracht in der Hinsicht.
Für Chemie ist “gut in Mathe” auch relativ. In der Regel gibt es eigene Kurse nur für angehende Chemiker.
Japp, leider wurde das auch am Uni-Tag nicht kommuniziert… :'D
Deshalb wäre so eine Eingangsprüfung vielleicht nicht schlecht, kann man besser einschätzen vielleicht:)
Achso. Krass. Denke aber, eine Eingangsprüfung würde da ggf nicht soviel bringen, es kommt ja kaum darauf an, wieviel man bei Studienbeginn weiß, sondern ob man es im Studium lernen kann. Ein Test, der sowas abbildet wäre schon eine Aufgabe.
Alternativ wäre ein System wie in den Staaten eine Option: Man startet mit Kursen aus sehr vielen Fächern, bevor man sich festlegt. Nachteil: Die haben gewissermaßen die Oberstufe da rein ausgelagert…
An meiner TU gibt es seit ein paar Jahren ein sogenanntes Orientierungsstudium, ist zwei Semester lang. Pflichtmodule sind Mathe und ein Seminar das beim finden des richtigen Studiengangs helfen soll, daneben dann alle Module der ersten zwei Semester der eigentlichen Studiengänge als Wahlpflichtmodule. Nach den zwei Semestern muss man sich dann für einen Studiengang entscheiden.
Und die Leuphana Universität in Lüneburg verwendet ein System, dass sich an dem in den USA orientiert.
Wie funktioniert das Modul, das beim Finden des richtigen Studiengangs helfen soll?
mMn ist das Problem nicht Benotung (irgendwie muss man ja Leistung quantifizieren, um vergleichen zu können)
Ein Problem mit Schulnoten ist, dass Noten zwar den Anschein der Vergleichbarkeit erwecken, aber eigentlich kaum vergleichbar sind:
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Es gibt 16 verschiedene Schulsysteme in Deutschland und die Vergleichbarkeit zwischen diesen Systemen ist nur bedingt gegeben.
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Es gibt immer mal wieder Abschlussprüfungen, die auffällig leicht oder auffällig schwer sind. Also sind selbst Noten aus dem gleichen Bundesland eigentlich nur im gleichen Jahrgang vergleichbar.
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Selbst wenn man versucht diese beiden Faktoren auszugleichen (was ja mit statistischen Methoden möglich sein sollte), bleibt der Faktor Mensch. Viel hängt einfach vom Lehrer und vom Verhältnis des Schülers mit dem Lehrer ab.
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Müssen Leistungen tatsächlich quantifiziert werden und ist das überhaupt objektiv möglich?
Ich glaube nicht, dass Leistungen auf irgendeine Weise objektiv quantifiziert werden können, weil sie zu viele Einflussfaktoren haben. Selbst standardisierte Tests an einem Computer sind nicht objektiv, weil gewisse Personen besser mit Tests an Computern zurechtkommen.
Ansonsten stimme ich dir aber zu.
Ich finde eine Diskussion über Noten kann man schwer führen ohne über das ganze Bildungs-/Schulsystem zu sprechen.
Was möchten wir denn erreichen? Arbeitsfähigkeit herstellen? Allgemeinbildung? Mündige Bürger? Aufbewahrungsort für Kinder?
Wollen wir beim lernen unterstützen oder etwas vorgegebenes lernen lassen?
Für interessierte würde ich Mal das hier da lassen: https://perspective-daily.de/article/715-ist-diese-schule-in-den-niederlanden-nur-eine-verrueckte-paedagogen-idee/LwMNum1W Agora Schulsystem, so in etwa Stelle ich mir Schule vor und Noten spielen da eine untergeordnete Rolle.
Stimme völlig zu.
Unsere Schulsysteme im DACH-Raum sind nicht auf die Zukunft ausgelegt sondern bilden die Kinder für die heutige (oder sogar für die vergangene) Arbeitswelt aus. Vermutlich werden aber überfachliche Kompetenzen wie Kreativität, Problemlösefähigkeit, etc. immer wichtiger. Genau diese Fähigkeiten werden aber weniger stark gefördert, als fachliche.
Spannenderweise sind Noten auch praktisch nie objektiv, egal wie viel Mühe man sich gibt, objektiv Noten zu geben.
Ich glaube es ist deutlich wichtiger, Leuten auch später höhere Bildungsabschlüsse zu ergmöglichen und die NC-Regeln weiter aufzuweichen.
Ein eindeutiges Bewertungssystem in der Schule ist aber notwendig.Das sollte ganz oben stehen. Viele Menschen und Politiker haben keine Vorstellung davon, wie bürokratisch der zweite Bildungsweg in Deutschland ist.
Du willst mit Mitte dreißig auch nur deinen Hauptschulabschluss nachholen? Dann viel Erfolg bei der Beschaffung beglaubigter Abschriften deiner bisherigen Schulzeugnisse, die in den Bundesländern Voraussetzung für die Prüfungszulassung sind. Mit höheren Abschlüssen will man da gar nicht erst anfangen.
Anderswo meldest du dich einfach an einer passenden Schule an, bezahlst die Gebühren, das war’s. Oder du schreibst dich gleich für ein Studium an speziellen Hochschulen wie der Open Universiteit (NL) oder auch ganz regulären Universitäten (Irland) ein. Dort gibt es dann eventuell noch einen Aufnahmetest, ansonsten sehen die formalen Voraussetzungen für Bachelor-Fernstudiengänge (oder andere Undergraduate-Programme) so aus:
Applicants aged over 23 years on January 1st in the year of entry are eligible for admission to the programme and are automatically granted a place subject to submission of an application form and deposit.
Die Liste mit Beispielen lässt sich natürlich fortsetzen.
Zu den Noten selbst: Irgendeine Bewertung und darauf aufbauende Selektion wird es leider immer geben. Wenn wirklich jeder diese Bewertung (seien es Noten oder was auch immer) später im Leben verbessern könnte (und zwar unabhängig vom bisherigen Lebensweg), wäre schon viel gewonnen.
Wo sind eigentlich die selbsterklärten Entbürokratisierer von der FDP, wenn man sie mal braucht?
Ich bin zwar davon selbst (noch) nicht betroffen, würde mir aber Wünschen, dass jede erwachsene Person pro Semester ein VHS-Budget hat, dass sie abrufen können. Weiterbildung sollte von der Regierung deutlich gefördert werden.
Noten sind grundsätzlich nicht falsch. Irgendeine Form der Bewertung wird es Am Ende immer geben und das Notensystem liest sich wenigstens einheitlich. Wenn die Alternative so etwas wie ein Arbeitszeugnis wäre, wo doch nur wieder Noten so verklausuliert werden, dass es am Ende missverständlich ist und etwas gut Gemeintes falsch interpretiert wird “Für die Belange der Belegschaft bewies er immer Einfühlungsvermögen” Habe einfach das erste aus der Liste genommen - wer wissen will was ein Personaler da rein liest soll ruhig klicken… Es ist schon gestört, was manche meinen in die Zeugnisse schreiben zu müssen… Trotzdem könnte auch jemand die Formulierung nehmen, um eben genau das wörtlich ausdrücken zu wollen, also dass jemand viel Einfühlungsvermögen bewiesen hat…
Noten sind ein Signal, mit dem man seine Leistungsbereitschaft zu einem bestimmten Punkt im Leben zeigen kann. Meine Abschlussnoten interessieren 10 Jahre später nicht mehr sooooo besonders viel. Aber kurz nach dem Schulabschluss konnten sie zeigen, wie gut ich mich auf eine Prüfung vorbereiten kann und haben damit ein Signal abgegeben, wie leistungsbereit ich bin. [Wen das mehr interessiert, der sollte sich mit der Prinzipal-Agent-Theorie nach Michael Spence etwas auseinandersetzen] :-)(https://de.wikipedia.org/wiki/Signaling_(Wirtschaftswissenschaften)#Weitere_Signale)
Das Ganze ist heute nicht mehr so wichtig wie früher. Vor 10 Jahren hat man beim BKA noch einen Notenschnitt von 1.xx gebraucht. Heute steht in der Ausschreibung: “Nicht mehr als eine 4 in den Hauptfächern”… Bei Universitätsabschlüssen wird teilweise ein Beiblatt gegeben, wie die Noten in den entsprechenden Modulen verteilt waren, damit man erkennen kann, dass die 3.0 in dem einen Kurs eher wertig einer 1,5 in einem anderen Kurs (an einer anderen Hochschule) ist. Neben “meine schlechten Noten versauen mir alles”, kann auch “die viel zu guten Noten der anderen versauen mir alles” nämlich ganz schön frustrierend sein.
Mein Problem mit Noten ist, dass sie quasi für die Ewigkeit sind. Leute bewerben sich mit Schulzeugnissen die den relativen Stand von vor Jahre, Jahrzehnten zeigen. Womöglich noch mit anderen Lerninhalten und Bewertungsmaßstäben.
Kenne einige Leute bei denen sich die Interessen und das Wissen verschobene haben und die Schulnotenverteilung schon lang nicht mehr reflektieren was sie wo drauf haben, negativ und positiv.
Ich hatte z.B. eine 1 in Physik. Das ist sehr schön, aber ich kann dir heuzutage kaum was über das Allgemeinwissen hinaus davon erzählen.
Du sagst zwar, dass es nach 10 Jahren nicht mehr besodners viel interessiert, aber so mancher will sie immer noch sehen, also haben sie immer noch Relevanz.
Teilweise sind Noten auch extrem von irgendwelchen Schulsystem-Reformen abhängig. Ich hab in Sachsen Abitur gemacht, als sie für zwei oder drei Jahre eingeführt hatten, dass alle Noten in allen Fächern in die Abiturnote einfließen und man nur sehr begrenzt Fächer abwählen durfte. Vorher und nachher konnte man schlechte Semester einfach rauswerfen. Hat dann dazu geführt, dass in diesen drei Jahrgängen niemand eine 1,0 geschafft hat, davor und danach aber immer mehrere Personen.
Ja, sowieso was die Systeme angeht.
Ich war unter 3 im Durchschnitt in Sachsen, das Schlußlicht der Klasse, bin dann nach Hamburg gezogen und plötzlich war ich auf glatten 2en und eine der besseren Schüler. War ein herb krasser Unterschied.
Bei unterschiedlichen Bundesländern wissen die Arbeitgeber aber zumindest, dass das nur ansatzweise vergleichbar ist. Bei einer 3-jährigen Delle bezweifle ich das irgendwie. Glücklicherweise hat sich nie jemand um meine Abiturnote gekümmert, aber wenn man irgendwas mit hohem NC studieren wollte, war das schon ein Problem.
Noten sind aber auch nur Abbildung des ist-Zustandes in den Prüfungen und nehmen die Lebensumstände nicht in Betracht. Meine Abschlussnoten sind eher schlecht. Tja, im letzten Schuljahr war ich leider mehr damit beschäftigt meine Mutter zu versorgen, die im Sterben lag, die Noten bilden also meine Leistungsfähigkeit in keiner Weise ab.
Wie ich die Situation ändern würde, darüber möchte ich nicht spekulieren, weil ich dazu einfach nicht in der Lage bin. Das sollen Leute machen, die da mehr Wissen und Einblick haben. Das ware jetzt so, als würde ich versuchen der Nationalelf zu erklären, wie sie besser Fußball spielt und dabei habe ich wirklich null Ahnung von und null Interesse für Fußball. Aber ich stimme zu, das Noten nicht unbedingt etwas aussagen müssen.
Ich denke Benotung ist nur die Feststellung des Momentanen Lernforschritts bzw. der aktuellen Motivation. Das ist eine Momentaufnahmen, die aber meiner Ansicht nach nichts darüber aussagen muss, wie lernfähig oder lernbegierig die benotete Person grundsätzlich ist oder zukünftig sein wird. Viel hängt auch vom Lehrer ab und natürlich vom Thema. Ich könnte jetzt weeeit ausholen, aber versuche mich kurz zu fassen.
Als ich zur Schule ging, gab es noch die Orientierungsstufe. Da sagte man mir nach der sechsten Klasse, ich sollte lieber auf dir Hauptschule gehen. Wonach wurde es bewertet? Nach meinen Noten. Die sind in der sechsten Klasse schlagartig abgeschmiert, ich wurde wirklich zu einer ganz faulen Sau, wenn man das so sagen kann. Mein Interesse galt damals einzig und alleine Computern, alles andere war mir egal. Meine Mutter war aber der Ansicht, dass ich auf die Realschule gehen sollte und die Einschätzung des Klassenlehrers falsch sei. Das machte ich dann auch.
- Klasse war OK, 8. Klasse auch, in der 9. Bin ich gerade so mit zwei blauen Augen (zwei Fünfen) durchgekommen und das Abschlussjahr der 10. Klasse war so lala. Meine Probleme waren: Religion, Mathe, Biologie, Politik und Deutsch. In Religion bin ich aufgrund meiner Einstellung zum Thema oft angeeckt und die restlichen Fächer waren typische Fünfer-Fächer bei mir, wo ich froh war, wenn ich es irgendwie auf auf die Vier geschafft habe. Ich empfand die Fächer als trocken und langweilig. Vor allem Politik fand ich uuuunglaublich trocken und langweilig! Mein Werdegang nach der Realschule war auch recht chaotisch: ein Jahr Höhere Handelsschule und ein Jahr Praktikum.
Danach folgte eine schulische Ausbildung im IT-Bereich. Ich habe fast nie gelernt und hatte am Ende doch einen Schnitt von etwas über 2. Hier stellte ich dann plötzlich fest, wie spannend Politik ist. Der Lehrer war wirklich der Hammer! Ich habe ihm Jahre danach noch eine Dankeschön-Mail geschickt, auch wenn er sich nicht mehr an mich erinnern konnte. Aber er hat es geschafft die Leute zu motivieren. Da habe ich dann auch den schulischen Teil meiner Fachhochschulreife gemacht und in einem anschließendem Praktikum den praktischen Teil.
Danach habe ich an einer FH studiert. Nach dem Studium war ich nicht ganz sechs Monate arbeitslos und seit dem arbeite ich durchgehend.
Das war ein Werdegang, mit dem hätte ich damals – in der OS – nie gerechnet.
Auf der anderen Seite hatte ich Freunde, die auf dem Gymnasium waren gutes Abitur gemacht haben und zwei davon sind heute Langzeitarbeitslose, weil in ihrem Leben einige Dinge zusammen kamen, die sie nicht so gut verkraften konnten. Und was ich festgestellt habe: Ich hatte sehr oft Arbeitskollegen, die nicht studiert und “nur” eine Ausbildung gemacht haben, die aber fachlich mir deutlich überlegen waren/sind.
Jetzt tun mor dir Daumen weh. Etwaige Fehler dürft ihr behalten, wenn ihr welche findet. :)
Danke, Ich finde bei dir sieht man eine Geschichte die ich schon oft gehört habe und auch selbst so erlebt:
Es liegt an dem Lehrer. Es gibt gute und schlechte sowie “vom Stil zu einem passende” oder “unpassende” Lehrer. Und von denen hängt sehr viel ab. Und genau das ist die Krux an unserem Schulsystem. Das was einen riesigen Einfluß auf das Lernen hat ist nicht veränderbar.
Ich persönlich würde nicht unbedingt sagen, dass es (alleine) am Lehrer liegt. Vermutlich ist das Thema komplex oder ich zu unwissend. So viel ich weiß, sind die Klassen heute recht groß. Ich bin mir unsicher, ob ich als Lehrer wirklich auf alle gleichermaßen gut eingehen könnte. Das stelle ich mir als eine sehr große Herausforderung vor.
Alleine wie man lernt ist teilweise individuell abhängig. Ich bin zum Beispiel jemand, ich kann viel besser für mich alleine lernen und bei Bedarf greife ich sehr gerne auf eine “höhere Instanz” zu. Das ist heute noch so. Gruppenarbeiten haben mich zum Beispiel eher beim Lernen behindert. Und davon hatte ich früher viele in der Realschulzeit.
Ich muss mich in Themen “reinknien” und sie zunächst für mich begreifen und dann kann ich mit anderen Personen dahingehend irgendwas ausarbeiten. Wurde mir das nicht ermöglicht, habe ich nur Mumpitz gemacht.
In meiner Schulzeit hatte ich das Glück asl Schüler sowohl in grossen Klassen (ca. 30, Mittelstufe) als auch kleinen Klassen (12-15) gewesen zu sein (Grundschule und Oberstufe). Kleine Klassen sind so unfassbar effektiver und angenehmer als Schüler, der Lehrer kann sich viel mehr um die einzelnen Schüler kümmern. Wir bräuchten halt genug Lehrer und Räume.
“Team” Arbeit war aber immer das gleiche (Toll Ein Andere Machts).
Bei uns in der Grundschule waren wie aus irgendeinem Grunde immer nur 16 oder 18 Kinder (2 Flüchtlingsmädchen sind nach der 2 Klasse nicht mehr bei uns gewesen). 14 von uns sind weiter aufs Gymnasium. 12 Haben mit mir das Abi gemacht, eine hat Übersprungen und das Abi ein Jahr früher gemacht und einer ist heute Fußballprofi und ist nach der 7. auf die Partnerschule eines Bundesligisten gewechselt.
Ich glaube immer noch, dass die Klassengröße hier ein ganz wichtiger Faktor war.
Meiner Erfahrung nach haben Lehrer zu viel Spielraum darüber, wir benotet wird. Keine einheitlichen Tests, welche vorgeben wie benotet wird, haben oft dazu geführt, dass Lehrerinnen den Schülerinnen, welche sie mehr mochten, bessere Noten bei schlechterer Leistung gegeben haben.
Eine mögliche Lösung hierzu wären standardisierte deutschlandweite Tests.
Außerdem ist es momentan stets möglich, eine Lehrkraft zu erwischen, welche einfach nicht gut erklären kann. Standardisierte Lehrmittel, wie beispielsweise eine gemeinsame Lehrplatform im Internet, könnten hier Abhilfe schaffen.
Edit: meine Erfahrung spielt größtenteils daraus, dass ich in Mathe immer eine 5 hatte. Nachdem ich nun meinen Bachelor in Mathematik in Regelstudienzeit geschafft habe, denke ich, dass oft einfach nicht vergleichbar genug korrigiert wurde.
Bedenke, dass “Mathematik” in der Schule im Wesentlichen “Rechnen” ist und mit Mathematik im eigentlichen Sinn oft nicht viel zu tun hat.
In der Grundschule ist es hauptsächlich “rechnen”. Aber das, was später drankommt, wie Variablen und Gleichungen (was genau der Punkt ist, wo viele Leute dann aussteigen, auch wenn sie im Rechnen in der Grundschule ganz gut waren) ist halt absolute Grundlage dafür, die Mathematik, die man für andere Fächer braucht, überhaupt zu verstehen.
Das ändert nichts daran, dass es mit Mathematik (so wie im Studium/Forschung der Mathematik) so gut wie nichts zu tun hat. Und auch mit “Variablen und Gleichungen” rechnet man i.W. in der Schule. Grundlage für ein Mathematikstudium ist das nicht.
Der Unterschied ist um Welten größer als zB Chemie, Biologe oder Physik.
Was genau meinst du mit “so gut wie nichts zu tun”? Ich bin schon der Meinung, dass das, was man in den späteren Schuljahren macht, den Schülern die Grundlagen im Umgang mit mathematischen Konzepten beibringt, die auch für ein Mathematikstudium benötigt werden. Halt genauso wie “lesen und schreiben” nicht dasselbe ist wie ein Studium der Literaturwissenschaft, aber die Grundlage dafür.
Ich finde Deinen Vergleich treffend: “Lesen und Schreiben” und “Literaturwissenschaft”. Während Analphabetismus ein Hindernis für die Literaturwissenschaft ist, sind mangelnde Orthographiekenntnisse (oder eine Legasthenie) dies nicht.
Logisches Schließen, Beharrlichkeit und Kreativität sind Voraussetzungen für die Mathematik, Rechnen können eher nicht. (Sich überlegen zu können, wie man ein Problem lösen könnte ist wichtig, es wirklich lösen zu können nicht so.)
Und in dem Sinne geht der Schulunterricht da vorbei, da hat eine Gedicht- oder Prosadiskussion mehr mit Literaturwissenschaft zu tun als “Textaufgaben” mit der universitären Mathematik.
Du hattest in Mathe immer eine 5 und hast dich entschieden das zu studieren, wie kam es denn dazu? Interessiert mich wirklich.
Er/Sie hat sich da die besten Chancen ausgerechnet.
Ich glaube, mehr standardisierte Lehrmittel und Tests wären eine schlechte Idee. Zum einen schrenken diese die Lehrfreiheit der Lehrpersonen ein, zum anderen würden so vor allem die Schülerinnen und Schüler profitieren, denen solche standardisierten Tests und genau das Lehrmittel entgegenkommen.
Dummerweise sind alle Schülerinnen und Schüler anders und lernen unterschiedlich. Entsprechend muss man als Lehrperson auf diese Bedürfnisse eingehen, was bei vorgegebenen Lehrmitteln und Tests schwieriger wird. Um also alle Schülerinnen und Schüler zu fördern, sind aus meiner Sicht solche Tests und Lehrmittel nicht geeignet.Spannenderweise gibt es in der Schweiz die Swisscom, die mittlerweile beim Anstellen von Lehrlingen Noten völlig ignoriert und stattdessen ausführlichere Vorstellungsgespräche macht. Ich glaube daher, dass in Zukunft Noten immer weniger relevant sind. Der Grund warum sie noch lange da sein werden, ist, dass die Menschen so sehr daran gewöhnt sind und das Gefühl haben, dass ihne Noten nichts mehr funktioniert.
Naja, die meisten Lehrer meines Kindes nutzen die Bücher nicht sondern verteilen kopierte Blätter. Inwiefern dann die "Lehrfreiheit’ eingeschränkt seins soll kann ich nicht verstehen. Die müssen sich doch sowieso an den Lehrplan halten, der muss dann naürlich auch Deutschlandweit gleich sein. So ein Buch kann man auch für unterschiedliche Bedürfnisse vorbereiten. Gerade wenn es ein Online Buch gibt kann man ohne Probleme Schwierigkeitsgrade einbauen oder andere Erklärungen. Solange es Noten gibt sollte das auch standardisiert sein, sonnst kann man Benotung einfach sein lassen. Dann werden aber Unis vermehrt Eignungstests durchführen.
Wie soll eine Uni bitte tausende Bewerbungsgespräche jedes Semester führen? im Prinzip bin ich bei dir, Noten sagen nichts viel darüber aus ob man geeignet ist. Da habe ich in meinem Jahrgang alles gehabt.
Aber ich sehe kaum eine praktikable Alternative, und solange es Noten gibt wäre ein standardisierter Test meiner Meinung nach “fairer” (Probleme mit sozialem/finanziellen Background mal ignoriert, das ist leider momentan auch so).
OT, aber: wenn du gendern willst musst du vor den stern einen backslash setzen, da er sonst als markdown Syntax interpretiert wird. Also \* so
vor den/die stern*in eine*n backslash setzen, da er/sie sonst als markdown Syntax interpretiert wird.
FTFY (und ja, geht)
Waren wir mal wieder originell.
Ich habe bis jetzt nicht verstanden warum es so viele unterschiedliche Bücher gibt, warum die nicht online verfügbar sind (kostenlos), warum man z.B. ein Mathe nicht das gleich Buch seit 30 Jahren hat. Da hat sich eigentlich nicht viel verändert. Aufgaben zur Zinsrechnung sind doch eingetlich immer gleich.
Schulnoten hängen stark vom Lehrer ab. Über die Zukunft von Schülern auf Basis der Qualifikation der zugewiesenen Lehrer zu entscheiden empfinde ich als stark ungerecht.
Story time: In unserer lokalen (ziemlich kleinen) Grundschule gibt es z.B. eine 2-Jährige Oszillation der Übertrittquoten in Gymnasium/Realschule. 2 Jahre ist sie höher, 2 Jahre ist sie niedriger. Klassenleiter haben jeweils 1/2 und 3/4 Klasse. Der Wechsel von hoch auf niedrig auf hoch ist also genau auf einzelne Lehrer zurückführbar.
Das geht schon seit ca. 10 Jahren so. Wird alles abgestritten, schön geredet, ignoriert.
Kann man da denn etwas gegen machen? Eine unabhängige Instanz, bei der man solche Fälle melden könnte, wäre wichtig.
Bevor du dort wirklich etwas entscheiden kannst, musst du erstmal herausfinden, wie viele der Gymnasiumstarken Jahrgänge runterwechseln und wie viele aus den gymschwachen Jahrgängen am Ende (Fach)Abi machen. Scheint jahr lange genug so zu laufen, sodass diese Datenerhebung möglich wäre.
Bei uns war es etwas anders, aus den Stadtschulen sind deutlich mehr aufs Gym als von den ländlicheren Grundschulen, was später aber dazu führte, dass auch mehr in die Realschule runtergewechselt sind.
In meinem Gymnasium (Bayern) mussten sich Lehrer rechtfertigen, wenn ihr Schnitt deutlich unter dem Durchschnitt anderer Klassen liegt und Schulaufgaben werden ohnehin von den Fachschaftsleitenden grob nachkorrigiert.
deleted by creator
Unterschied zwischen 3 und 4 ist aber auch nur so lala.
Im Endeffekt messen Schulnoten nicht was ich kann, sondern was ich nicht kann. Dass ich in Mathe 11. Klasse ne 4 hatte braucht keiner zu wissen, weil ich es im Beruf nicht brauche. Trotzdem taucht es im Durchschnitt auf, der mich berechtigt etwas zu studieren, was wiederum nichts mit Mathe 11. Klasse zu tun hat.
Ich finde Mathe ist durchaus noch unter den sinnvolleren Fächern, da mit Mathe ja abstraktes Denkvermögen geschult wird, was man wiederum in sehr vielen Berufen braucht. Da finde ich z.B. Sport noch viel schlimmer. Das war mein schlechtestes Abiturfach, ich habe es gehasst und es war immer das Fach, wo Nerds und dicke Kinder ausgegrenzt und gemobbt wurden, teilweise mit Billigung der Lehrer. Zum Glück war ich nur Nerd, aber etliche meiner Schulfreunde waren Nerds und Dick.
Ich bringe Mal einen Gedanken dazu weil hier standardisierte Tests so hochgehalten werden. Seid ihr euch im Klaren darüber dass ein solcher Test auch wenig positiven Spielraum lässt?
Ich habe auch mit Lehrern zu tun und erlebe, dass viele wohlwollend sind und sich bemühen die Kinder nicht überzubewerten. Bei einem standardisierten Test fällt eine wohlwollende Entscheidung des Lehrer heraus. Im Zweifel bleibt man dann sitzen oder hat keinen Abschluss.
Überschrift und Inhalt Diskrepanz!
“warum schulnoten fast nichts bringen.”
vs
“diesen Schulnoten nicht ganz vertrauen können.”
Der Autor muss mal zu Schule.
Der Titel dieses Beitrags ist der Titel des Videos auf YouTube.
Außerdem sind beide Aussagen bei hinreichender Interpretation ähnlich auslegbar.
Ich denke, dass dein letzter Kommentar das Diskussionsklima verschlechtert. Auf wen bezieht sich “Der Autor”? Auf mich, oder auf den Hersteller des Videos? Wenn man schulnoten nicht ganz vertrauen kann, in wir fern bringen sie dann etwas? Analog, wenn schulnoten fast nichts bringen, schließt dies je nach Auslegung ein, dass man diesen nicht vertrauen kann.
Was ich hiermit verständlich machen möchte ist, wenn X Y impliziert und Y X impliziert, so sind per Definition X und Y äquivalente Aussagen (“genau dann, wenn”-Aussagen). Somit ist dein Argument (bis auf die hinreichender Auslegung), dass diese Titel nicht äquivalent sind, nichtig.
Hat Janfox schon lemmy entdeckt?
Hauptschüler hier, immer schlechte Noten gehabt, unpopuläre Opinion vielleicht an der Stelle auch: Noten sind halt ein ungefährer Gradmesser darüber, ob Jemand sich fokussieren und lernen, ob er sich im gegebenen System einfinden und funktionieren kann. Dafür sind sie auch zweckmäßig. Wer in seiner Schullaufbahn durchgehend nur schlechte Noten hatte, ist doch im Grunde später im Berufsleben tendenziell auch nicht brauchbar, gerade weil sich in der Persönlichkeitsstruktur vieles früh konstituiert. Andersrum genauso. Man könnte das System vielleicht ein wenig abspecken. Warum 6 Notenstufen, wenn doch im Grunde 3 ausreichen?
Ich bin jetzt 26 und schon paar Jahre aus der Schule raus. Nach einer Ausbildung fang ich jetzt noch an zu studieren. Inwiefern sagt mein Schulzeugnis noch was über mich aus?
Ich den Jahren entwickelt man sich weiter und lernt noch viel. Ich hab auch z. B. erst letztes Jahr ne ADHS Diagnose bekommen. Behandelt wäre meine Schulzeit mutmaßlich anders verlaufen. Mein Lernverhalten jetzt und in der Ausbildung hat nichts mit dem in der Schule zu tun.
Nur weil ich mit dem System der Schule nicht gut umgehen konnte oder halt nicht die gewünschte Leistung erbracht hab heißt es ja nicht, dass ich jetzt schlecht in meinem Beruf bin. Andersrum kannst du auch mit Glanznoten im Arbeitsleben untergehen.
Grundsätzlich ist es trotzdem notwendig irgendwie zu bewerten.
Die Schulzeugnisse sind auch nur für die unmittelbar nachfolgenden Stationen relevant zur Einschätzung. Nach wenigen Jahren im Beruf interessiert das Niemand mehr. Man fügt diese dann auch nicht den Bewerbungen bei.
Wie gesagt ich musste jetzt bald 10 Jahre nach der Schule mein Zeugnis bei der Hochschule vorlegen.
Die 3 sind dann perfekt, nicht ganz perfekt und nutzlos?
Hätte jetzt eher so an “Guder Mann”, “Bassd scho” und “lösch’ dich, alder!” gedacht.
Das ist doch absichtliche Provokation. Tatsächlich sogar.
Sehe ich anders. Man bekommt beispielsweise schnell schlechte Noten wenn man dinge nicht auswendig lernt, die man nach der Klausur sowieso wieder vergessen darf. Entscheide ich mich also gegen das an sich sinnlose lernen bekomme ich eine relativ schlechte Note. Faulheit hat aber rein gar nichts damit zu tun wie intelligent eine Person ist, noch wie sie sich mi Berufsleben verhalten wird.
Entscheide ich mich also gegen das an sich sinnlose lernen
Das ist das Problem, man teilt sich seinen Stoff in der Schule immer in “sinnlos” und “sinnvoll” ein. Ich habe in der Schule gar nichts mit der Mitternachtsformel anfangen können (“wofür brauch ich das in meinem Leben nochmal?”, und ich habe es tatsächlich auch nie wieder gebraucht), dafür fand ich Gedichtsinterpretationen und Buchbesprechungen im Deutschunterricht stark. Ein anderer Schüler sieht das aber bestimmt anders und würde das Umgekehrte sagen.
So und jetzt?
Die Schulnoten zeigen einfach, wie sehr du dazu bereit warst, Leistung für ein bestimmtes Themenfeld zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erbringen, nicht mehr und nicht weniger. Es zeugt sogar von viel mehr Charakter, wenn man in Themenfeldern Leistung erbringt, die einen selber nicht so stark interessieren – aber du zeigst, du kannst dich durchbeißen.
Faulheit hat aber rein gar nichts damit zu tun wie intelligent eine Person ist
Stimmt zwar einerseits, aber andererseits ist Faulheit halt auch ein Charakterzug, der einfach negativ behaftet ist. Zwar gibt es Fälle, in denen Faulheit sogar etwas bringt (Beispiel: Programmierer richtet sich ein Skript ein, um irgendwelche manuellen Excel-Aufgaben in Sekunden zu erledigen), aber Faulheit im Sinne von “Hab einfach keinen Bock Leistung zu bringen, obwohl ich es könnte” wird dich halt auch im Arbeitsleben nicht weiter bringen.
Ich bin professioneller Programmierer (> 10 Jahre Berufserfahrung) und hole aktuell mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg (Kolleg) nach - aus verschiedenen Gründen.
Es zeugt sogar von viel mehr Charakter, wenn man in Themenfeldern Leistung erbringt, die einen selber nicht so stark interessieren – aber du zeigst, du kannst dich durchbeißen.
Das ist m.M.n. keine Fähigkeit die positiv zu bewerten ist - am Ende ist es ja „Energieverschwendung“. Ganz im Gegenteil wird man im deutschen Schulsystem auf dieses „durchbeißen“ und Dinge rezitieren geradezu gedrillt. Du willst gute Noten? Lern Dinge Auswendig! Du hast Interesse an einem Thema/Fach z.B. Mathematik? Egal, wir behandeln alles sowieso nur extrem verkürzt - man kann es mit dem Schulstoff gar nicht verstehen, da einem die Grundlagen gar nicht gelehrt werden.
So und jetzt?
Ja, so ist das. Ist ja auch Ok. Aber warum muss man an allen Enden und Ecken „geprüft“ werden? Das ist doch auch eine extrem realitätsferne Situation - was soll das bringen?
Ich weiß zwar, was Du meinst, aber was wäre denn die Alternative bei Kindern zwischen 10-14 Jahren? In diesem Alter weiß man häufig noch gar nicht, wo die Interessen und Stärken liegen und deswegen ist es gut, dass die Schule in vielen Bereichen Allgemeinbildung vermittelt.
Und ja, irgendwo muss halt geprüft werden, wer dieses Wissen behalten und verarbeiten kann. Über die Art und Weise davon kann man sicher streiten.
“Hab einfach keinen Bock Leistung zu bringen, obwohl ich es könnte” wird dich halt auch im Arbeitsleben nicht weiter bringen.
Bin jemand der es auch gar nicht “weit” bringen will im Arbeitsleben. Hab meinen aktuellen Job jetz 16 Jahre, verdiene gut, hab ein angenehmes Arbeitsklima und arbeite selbstständig. Bin definitiv nicht überlastet. Hab aber absolut null Ambition hier weg zu gehen, und bei uns in der Firma wäre die einzige Möglichkeit aufzusteigen in Richtung Management zu gehen - etwas das ich überhaupt nicht will.
Wenn du deinen Job erledigst, ist ja alles in Ordnung. “Dienst nach Vorschrift” erachte ich als vollkommen ok und zähle ich nicht zu Faulheit.
Entweder man ist halt nicht ausreichend kognitiv in der Lage eine bessere Note zu bekommen oder eben faul. Auf die beiden Möglichkeiten können wir uns einigen. Und dadurch ist die Note ein wenigstens ungefährer Gradmesser in dem Fach. Man kann natürlich auch ein Fach systematisch unberücksichtigt lassen um seinen Fokus auf andere Fächer zu legen. Das muss aber klappen und bei entsprechenden Nachfragen gut begründet. Dann sehe ich da kein so großes Problem für die Zukunft. Ich meine, auf welche Beurteilungsgrundlagen sollen wir uns ansonsten großartig stützen, was die Bewerbungen von frischen Schulabsolventen betrifft?