Am Freitag wurde Aiwanger auf dem Karpfhamer Fest in Niederbayern mit Standing Ovations und euphorischen “Hubert”-Rufen begrüßt. Er bedankte sich beim Publikum mit den Worten: “Das tut mir gut.” Aiwanger räumte ein: “Jawohl. Ich habe in meiner Jugend Scheiß und Mist gemacht.” Aber es sei nicht richtig, bei Sachen, die 40 Jahre zurückliegen, in der Vergangenheit zu wühlen. Es gebe in jedem Leben Dinge, die man wieder rückgängig machen würde, wenn es man dies könnte.
Standing ovations und “Hubert”-Rufe. Ich kriege echt das große Kotzen.
Wieso? War Personenkult in der Politik denn jemals Problemat… Oh.
Aber doch nur wenn das Objekt des Kultes einen lustigen Akzent … oh (in preußisch).
Jedes Volk bekommt den Führer, den es verdient.
Ich fasse zusammen:
Ich war es nicht, das ist Lügenpresse! Ich hatte das Flugblatt nur in meinem Schulranzen, aber geschrieben hab ich es nicht. Ich wollte es nur aus dem Umlauf nehmen. Mein Bruder hats mir in den Schulranzen gesteckt. Ich habe keine Hitlergrüße in der Schule gemacht. Das ist eine Schmutzkampagne gegen mich!! --> Okay, tscholdigom dass ihr mich erwischt habt.
Ist das so richtig?
! Ich hatte das Flugblatt nur in meinem Schulranzen, aber geschrieben hab ich es nicht. Ich wollte es nur aus dem Umlauf nehmen. Mein Bruder hats mir in den Schulranzen gesteckt. Ich habe keine Hitlergrüße in der Schule gemacht. Das ist eine Schmutzkampagne gegen mich!!
Du hast die judenfeindlichen Witze vergessen.
Das Problem ist insgesamt nicht das er das als Kind gemacht hat.
Wir glauben in diesem Land an Einsicht und Besserung.
Das Problem ist sein Umgang mit dem Vorwurf und das man ihm nicht glaubt daß er sich gebessert hat.
Das Problem ist auch, dass seine Fans, die ihm jetzt zujubeln, gar keinen Bedarf an Besserung sehen. Einer von uns, der mal einen Witz macht.
Ein paar antisemitische Witze, einen Hitlergruß und ein bisschen Genozid fordern. Normaler Kneipenabend in Bayern?
Nein, nein, nein, natürlich nicht. Wer kennt nicht einen, der früher in der Schule eine anderen Humor hatte. Und überhaupt, mia san mia; das müssen die schon aushalten, dass man mal sagt, wie es ist.
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Man erinnere sich an den Baustadtrat in Berlin, der zum Rücktritt gezwungen wurde, weil er als junger Mann freiwillig in die NVA eingetreten. Da hat die Union das aber ganz anders gesehen mit den Jugendsünden. Aber der war ja auch ein linker.
In 6 Jahren werden die Freien Wähler dann bestimmt auch nicht mehr das Thema SED Vergangenheit gegen die Linke anführen, wenn man sich mit den politischen Positionen nicht konkret auseinandersetzen will. Ganz bestimmt.
Mal gucken. https://de.wikipedia.org/wiki/Pädophilie-Debatte_(Bündnis_90%2FDie_Grünen)?wprov=sfla1 wird sicher nochmal aufgewärmt
Jetzt hat Herr Aiwanger sich wohl endlich eines Profis für Kriesenkommunikation bedient. Genau die Linie wäre von Anfang an die klügste gewesen. Das meine ich rein kommunikativ. Inhaltlich bleibt die ganze Angelegenheit widerlich.
Absolut. Hätte er nur das gesagt und sich entschuldigt wäre das eine ganz andere Sache gewesen. Wir haben alle Kacke gebaut, und ja, zumindest ich hatte vor 20 Jahren so einiges an homophoben und antisemitischen Witzen auf der Kiste (ländliches Sachsen, any questions?). Aber ich bin da zu großen Teilen rausgewachsen und er hat gezeigt, dass er das nicht wirklich ist.
Jugend Mitte der Neunziger in (West)deutschland war sicher auch nicht besser: Polenwitze, Russenwitze, Ossiwitze ;), homophober Unsinn und so weiter. Genau man wächst raus, lernt dazu, lernt Betroffene kennen und hört sich an, warum das alles überhaupt nicht witzig ist. Und dann lässt man es.
Und entschuldigt sich aufrichtig, anstatt sich rauszuwinden.
Mir geht nicht in den Kopf, dass irgendjemand standing ovations für diesen Mann gibt. Bei Künstlern und Sportlern OK, aber für Politiker? Was ist mit den Leuten verkehrt?
Und beim Hubsi ist das Unverständnis noch einmal größer, der Mann leistet doch NICHTS außer Blödsinn zu reden.
Er ist der durchschnittliche Stammtischtrottel und die sind in der Mehrheit.
Künstlern, Sportlern, Maler, …
Er hat nicht nur in seiner Jugend Dummheiten gemacht, sondern auch vor wenigen Tagen erst - als er seinem Bruder die Schuld gegeben hat wie ein kleiner Junge, den seine Mama fragt, wer die Keksdose leergefuttert hat. Das weckt bei mir wesentlich größere Zweifel an seiner geistigen Reife als irgendwelche Dinge, die er mit 17 gemacht hat.
“it’s not the crime but the cover up” Ist eine Binsenweisheit in der politischen Kommunikation.
Nur leider scheint das nicht bei vielen anzukommen, oder (was ich noch schlimmer finde) es scheint egal zu sein. Wie jemand wie Aiwanger noch ernsthaft bejubelt werden kann, kann einem nur schleierhaft sein. Was müssten so Typen eigentlich bringen, damit sich ihre Anhänger abwenden?
Aiwanger verteidigt die normalen Bürger – die Autofahrer und Fleischesser – gegen die linksradikalen Chaoten und Klimakleber, die normale Bürger mit ihrem Gendergaga terrorisieren und Deutschland gegen die Wand fahren wollen.
Für die Normalen ist Rassismus was mit Glatzen in Bomberjacken. Die Halbglatzen in Lodenjacken sind normal. Wenn die Vaterlandsverräter und Nestbeschmutzer mit ihrer Schmutzkampagne den Hubert beschmutzen, dann beschmutzen sie dabei auch die Normalen. Diese Faullenzer beschäftigen sich jetzt mit Verfehlungen eines Jugendlichen vor 40 Jahren, statt zu arbeiten und Kohlenwasserstoffe zu verbrennen, wie vernünftige Menschen.
War schon bei Gutti so. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er im heutigen politischen Klima nach der Plagiatsaffäre noch zurück getreten wäre.
Schön, wie er das immer mehr in die Vergangenheit rückt: Bei der Sache mit den Flugblättern war er 17 Jahre alt. In seinem Statement vor ein paar Tagen sprach er von 15. Und jetzt liegen die Sachen schon 40 Jahre zurück, also war er da 12, ein echtes Kind noch!
Früh krümmt sich, was ein Hakenkreuzchen werden will.
Das ist wohl richtig, aber so meinte ich das nicht. Sondern dass Aiwanger sich bemüht, eine Sache, die wenige Monate vor seiner Volljährigkeit stattfand, als dumme Kindersache darzustellen.
Das sehe ich auch so. Aber der Hakenkreuzchen-Witz war einfach zu verlockend.
Was für ein genialer Name für einen Journalisten. Da kann Karla Kolumna einpacken.
Mhh, die Kommentare im BR Artikel sind auch wieder breit von linker Schmutzkampagne über Spitzelstaat und wir haben andere “Probleme” gefächert.
Aber gut. Viele der Unterstützter erkennen sich in Hubsi wohl selbst wieder und bevor man sein eigenes Verhalten reflektieren muss, wird jede Normalisierung frenetisch gefeiert.
Wo das mit dem Spitzelstaat herkommt, kannst du hier nachlesen:
Schön, lass uns gern über andere Probleme reden. Zum Beispiel über den Klimawandel, den man ja laut Aiwanger mit ein paar Bäumen komplett kompensieren könnte.
Bäume… pfft. Hätten wir die AKW nicht abgeschaltet, gäbe es gar kein Klimawandel!!!1!!11!!! /s
Sein Freie Wähler-Kollege Sepp Lausch begrüßt Aiwanger auf der Bühne als “den letzten und einzigen Politiker, der sich noch traut, das Maul aufzumachen”. Er sei der Einzige, der noch “Rückgrat hat und sich nicht verbiegen lässt”. Wieder brandet Applaus auf.
Über den Bierzelt-Auftritt von Tagesschau.de
Was Aiwanger als Teenager so gemacht hat, sagt wenig darüber aus wie geeignet er heute als Politiker ist.
Sein Verhalten der letzten Wochen aber durchaus.Wenn er das von Anfang an zugegeben hätte, wäre damit Alles erledigt gewesen. Aber er war offensichtlich unfähig, Einsicht zu zeigen oder Verantwortung für die Eigenen Taten zu übernehmen.
Stattdessen hat er versucht sich mit offensichtlichen Lügen rauszuwieseln und sogar den eigenen Bruder unter den Bus zu schmeißen.So jemand hat nichts in der Führung einer Partei oder eines Bundeslandes zu suchen.
Ich verstehe nicht, was das rumgehacke auf dem Flugblatt soll. Das ist bald 40 Jahre her, und Kinder/Jugendliche machen halt dummes Zeug.
Es gibt weit wichtigere Dinge, weswegen man Politiker kritisieren kann als das, was sie in der Schule gemacht haben.
“herumgehackt” wird hier in erster Linie auf seinem Umgang mit der ganzen Angelegenheit. Abstreiten, Verschleiern. Erst war er es gar nicht. Dann war es sein Bruder. Dann raunt er noch was von einer Kampagne gegen sich. Am Ende sagt er, dass er seitdem er erwachsen ist, dieses Gedankengut nicht mehr pflegt.
Irgendwie dennoch glaubwürdig. Als wenn er noch wüsste, was er in der Schule alles so gemacht hat. Da wird dann halt überlegt, und nach und nach kommen einzelne Versatzstücke zurück.
Ich wüsste nicht, was ich vor ~40 Jahren im Unterricht gemacht habe. Ich weiß noch nicht mal, was ich vor 40 Stunden gemacht habe.
Es geht nicht um einen einzelne Aktion im Rahmen einer Unterrichtsstunde. Es geht um mehrere Vorfälle, die damals auch Gegenstand von Lehrerkonferenzen waren. Doch, an einen solchen Vorfall würden sich die meißten erinnern.