tl;dr:
In der allgemeinen Rentenversicherung steigt die Beitragsbemessungsgrenze demnach auf 8050 Euro pro Monat (2024: 7550 Euro). Die Versicherungspflichtgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung steigt auf 6150 Euro pro Monat (5775 Euro). Die Beitragsbemessungsgrenze in der Krankenversicherung wird auf 5512,50 Euro pro Monat festgesetzt (5175 Euro).
Laut dem Statistischen Bundesamt beträgt das Durchschnitts-Bruttogehalt von Vollzeitangestellten im April 2023 etwas über 4300€. Das heißt eine Person die gerade mal 20% mehr verdient, wird von der Beitragserhöhung betroffen sein.
Ich verstehe immer noch nicht, warum es in Deutschland auf Erwerbseinkommen so viel mehr Abgaben gibt, als auf Vermögen. Auch wenn es nur die “Besserverdiener” betrifft.
Und wer bekommt diesen tollen Durchschnitt? Der Durchschnitt ist eine ganz beschissene Zahl, die absolut nichts über die Realität aussagt, denn er ist massiv durch grotesk hohe und durch solche Dinge wie Beitragsbemessungsgrenze und Spitzensteuersatz auch noch geförderte Einkommen verzerrt. Das mittlere Einkommen liegt wesentlich niedriger. Ein Großteil der Vollzeitbeschäftigten kannn von einem durcschnittlichen Einkommen nur träumen.
Wichtiger Punkt, der oft vergessen wird. Das durchschnittsvermögen hat bei der krassen vermögensungleichverteilung in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern keine Nähe zum Medianvernögen. Hier ein paar zahlen dazu. Funfact: würde man bei der oberen Grafik in kleinere Prozentwerte aufgelöst, würde man selbst bei den “ärmsten” reichen 10% hin zu dem reichsten 1% ebenfalls eine exponentiellen anstieg erkennen. Grafiken wie diese sollten viel bekannter sein, schließlich entscheiden alle WählerInnen Deutschlands indirekt mit, ob Vermögen umverteilt werden soll, oder nicht. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61781/vermoegensverteilung/ Eine so ungleiche vermögensungleichheit ist nicht nur verdammt asozial, sondern lähmt auch die Volkswirtschaft und den Fortschritt.
Ich weiß, etwas offtopic, denn vermögen ist kein Einkommen (medianbruttoeinkommen in D 2020: 3551€), aber hier verhält es sich ähnlich, wenn auch weniger drastisch. Bin deshalb auch eher für vermögenssteuer als höhere lohsteuer. Dass es überhaupt eine obere Beitragsbemessungsgrenze bei der sozialversicherung gibt ist noch die Krönung des ganzen, warum soll ich anteilig an meinem kleineren einkommen weniger Versicherung zahlen als eine Person, die viel verdient? Leute mit weniger Einkommen müssen doch auch einen dazu einen viel höheren Anteil ihres Einkommens verkonsumieren um zu leben.
Dass solche Zahlen nicht stärker publik gemacht werden ist Absicht. Wären diese Zahlen in der Öffentlichkeit präsenter, könnten sie nämlich die Bevölkerung verunsichern.
Ich hätte auch den Median nehmen können, aber dazu hab ich gerade keine aktuellen Zahlen gefunden. Laut Stepstone liegt der Medianlohn liegt ~13% unter dem Durchschnittslohn. Klar macht das nochmal ein Unterschied, aber auch “Besserverdiener” sind von ihrer Arbeitskraft abhängig.
Im Gegensatz zur Vermögensverteilung (Gini-Koeffizient 0,77) ist die Einkommensverteilung in Deutschland eher gleich verteilt (Gini-Koeffizient 0,3).
Zur Erinnerung: Gini-Koeffizient von 1 bedeutet maximal Ungleichheit, während 0 maximale Gleichheit bedeutet.
Da ich das ziemlich Abstrakt finde, hab ich mir mal die Grafik zur Verteilung aus diesem Link angesehen um einschätzen zu können, wer da betroffen ist. Etwa 63% aller Vollzeitbeschäftigten verdient weniger als den Durchschnitt. Der größte Anteil der Bruttomonatsverdienste bewegt sich im Bereich von 2.900 bis 3.100 EUR.
Um von der Erhöhung der Bemessungsgrenze betroffen zu sein, bewegt man sich bereits im obersten Viertel der Verdienste und ist deutlich über den Verdiensten der größten Anteile in der Verteilung.
Gerne darf auch auf Vermögen mehr belastet werden und die Versicherungspflichtgrenze und andere Fluchtmöglichkeiten aus dem Solidarsystem abgeschafft werden. Die zitierte Formulierung finde ich dennoch etwas missverständlich.
Ich finde wenn 25% aller Arbeitnehmer betroffen sind (wenn die Zahl den stimmt), ist das ziemlich viel. Zumal da auch Leute dabei sind, die z.B. wegen dem Studium erstmal weniger oder gar kein Einkommen hatten, um dann später eben mehr zu verdienen.
Wie ich ein dem anderen Kommentar geschrieben hab, ist die Ungleichheit von Vermögen in Deutschland erheblich größer als vom Einkommen. Und im Gegensatz zu Erwerbseinkommen ist Vermögen fast ausschließlich vererbt oder durch Ausbeutung anderer entstanden.
Ich hab geschrieben, dass man sich im obersten Viertel befinden muss, um überhaupt betroffen zu sein. Betroffen sind von der Erhöhung der Bemessungsgrenze jene, die zwischen dem alten und dem neuen Messbetrag liegen. Laut Grafik zur Verteilung der Bruttoverdienste dürften das um die 4,5% sein.
Edit: Betroffen sind natürlich auch jene, die unter der Versicherungspflichtgrenze liegen und somit mehr als 4,5%. Die Erhöhung begrenzt sich dennoch auf den Anstieg der Bemessungsgrenze und die Belastung ist im Verhältnis geringer als bei den anderen 75%.
Provokant gesagt, ist das eine private ökonomische Entscheidung. Davon abgesehen, geht es hier ja nicht um eine Schlechterstellung der Betroffenen. Diese werden lediglich gleich behandelt, wie jene dreiviertel der Erwerbstätigen, die sowieso unter der Bemessungsgrenze liegen. Hier wird also lediglich ein “Privileg” an allgemeine Entwicklungen angepasst.
Es ist absolut richtig, dass die Ungleichheit bei Vermögen noch größer ist und ich fände es wunderbar, wenn eher dort zugunsten aller angesetzt würde.
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