Der chinesische Online-Modehändler Shein plant eine Börsennotierung in London, doch nun stellt sich ein Menschenrechtsverband gegen das Vorhaben, wie The Telegraph berichtet. Die Gruppe „Stop Uyghur Genocide“ kündigte an, eine gerichtliche Überprüfung der Entscheidung zu beantragen, falls die britische Finanzaufsicht (FCA) dem IPO zustimmt. Der Vorwurf: Shein könnte in seiner Lieferkette Baumwolle aus Zwangsarbeit der uigurischen Minderheit in China nutzen.

Die FCA hat sich zu laufenden oder geplanten Börsengängen nicht geäußert. Die Hürden für eine gerichtliche Überprüfung sind hoch. Ein ähnlicher Fall aus dem Jahr 2023 zeigt das: Die Umweltorganisation ClientEarth hatte gegen die Zulassung des Ölproduzenten Ithaca Energy geklagt, scheiterte jedoch vor Gericht.

Die USA und verschiedene Menschenrechtsorganisationen werfen der chinesischen Regierung vor, Uiguren in der Region Xinjiang systematisch zu unterdrücken, unter anderem durch Zwangsarbeit. Peking weist diese Vorwürfe zurück. Da Xinjiang rund 80 % der chinesischen Baumwolle produziert und global einen Anteil von 20 % hat, besteht für viele Textilunternehmen ein hohes Risiko, mit umstrittenen Lieferketten in Verbindung gebracht zu werden.

Shein plant den Börsengang in London in der ersten Jahreshälfte 2025 – sofern die britische Finanzaufsicht zustimmt.

  • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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    1 day ago

    Da Xinjiang rund 80 % der chinesischen Baumwolle produziert und global einen Anteil von 20 % hat, besteht für viele Textilunternehmen ein hohes Risiko, mit umstrittenen Lieferketten in Verbindung gebracht zu werden.

    Wie wärs, wenn die Textilunternehmen keine Baumwolle aus Chika kaufen? Ich mein, passiert sowas aus Versehen? „Hoppla, schon wieder Billigmaterialien aus Zwangsarbeit gekauft, wie passiert das nur immer wieder?“
    Wenn das der Fall wäre, könnte ja ein Gesetz helfen, das vorschreibt, dass die Herkunft von Rohstoffen und Teilen und die Arbeitsbedingungen bei der Verarbeitung und Herstellung durch die ganze Lieferkette dokumentiert werden muss. Wie könnte sowas nur heißen?

  • Hotznplotzn@lemmy.sdf.orgOP
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    1 day ago

    Reporter besuchen „Shein-Dorf“: Wie Ultra-Fast-Fashion wirklich produziert wird

    Arbeitnehmer:innen in Guangzhou [einer Provinz in China] arbeiten demnach bis zu 75 Stunden pro Woche, oft unter Verletzung chinesischer Arbeitsgesetze … Die extremen Arbeitsbedingungen ermöglichen das Ultra-Fast-Fashion-Geschäftsmodell, dem Shein seinen kometenhaften Aufstieg verdankt. Online gibt es eine gewaltige Auswahl an Kleidern, Tops und anderen Kleidungsstücken schon ab circa zwei Euro zu kaufen. Statt ein paar mal pro Jahr neue Kollektionen zu launchen, veröffentlicht Shein täglich tausende neue Designs. Das Unternehmen wurde 2023 laut BBC auf einen Marktwert von 66 Milliarden US-Dollar geschätzt, also 63,3 Milliarden Euro.

    Die Mehrheit der Befragten erzählte, sie hätten nur einen freien Tag im Monat. Eine Arbeiterin betonte dagegen: „Wenn ein Monat 31 Tage hat, arbeite ich 31 Tage.“ Eine weitere erklärte, dass sie sonntags etwa drei Stunden weniger arbeiten würde.